Rückenprobleme und Einrad fahren

Dieses Thema ist mir auch wichtig, deshalb mach’ ich 'mal hier 'nen neuen Fred auf.

Zitat:
Vor mindestens 1-2 Jahren hat doch mal jemand ins Forum geschrieben, der dermaßen Rückenprobleme hatte, dass er nur noch wenige Zeit am Tag arbeiten konnte. Als er dann begonnen hat einradzufahren ist das deutlich besser geworden.
Ich meine mich erinnern zu können, dass es da auch ein wenig Resonanz gegeben hat. Kann sich da überhaupt noch jemand dran erinnern?
Ich meine auch dass er/sie damals neu in dem Forum war.
Oder hat sonst noch jemand was zum Einradfahren und Auswirkungen auf den Rücken?

Ja, ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass da jemand mit Einrad fahren seine Rückenschmerzen deutlich reduziert hat oder sie sogar ganz in den Griff kriegen konnte.

Ja, es ist etwa 1 bis 2 Jahre her, dass ich das gelesen habe und ich bin mir ziehmlich sicher, dass es dazu auch zwei verschiedenen Threads gab und einer davon viel älter (als 1 bis 2 Jahre) war.

Es war ein Mann und ich glaube aus dem Berliner Raum, könnte aber auch Potzdam gewesen sein, also Berlin plus minus ca. 100 km.

@ alle Berliner und Umgebung: Kann jemand von euch 'was dazu sagen?

Ab und zu habe ich auch Rückenprobleme, bei mir ist dann Einrad fahren unmöglich, eher noch Stützrad fahren, weil ich mich dann sehr stark mit den Händen am Lenker abstützen kann.

Es wurde dann auch noch in einem der beiden Threads unter anderem gepostet, dass das Einrad fähren die Rückenmuskulatur effektiver trainiert als das klassische Kraftraining an Maschinen, weil an Maschinen würden nur die Hauptmuskelgruppen gestärkt, dagegen beim Einradfahren durch das ständige Ausbalancieren die gesamte Rückenmuskulatur.

@ gossi: Sag’ 'mal bitte 'was dazu!

Kannst ja gossi 'ne PN schicken, ich weiß nicht, ob der hier regelmäßig mitliest.

Gruß Peter

Ja genau, auch ich meinte unter anderem diesen Beitrag.
Aber es muss noch andere Postings dazu geben in einem anderen Thread - so jedenfalls ist meine Erinnerung.

Gruß Peter

Die Suche wird fortgesetzt …

Hab’ 'mal die Suchfunktion des Forums bemüht, aber bisher fast nichts dazu gefunden.

Das stammt aus 2005, Fred: Rückenschmerzen, Post Nr. 13.

Bin dann 'mal weg (off-line).

Tschüss

Gruß Peter

Also, dann will ich auch gerne was dazu schreiben.

Die Rückenprobleme sind meistens auf ein Muskeldefizit zurückzuführen (können aber auch aus psychosozialen Problemen resultieren). Meistens der Beruf, typischerweise Büroarbeit vorm Rechner ist betroffen. Muskeldefizit, weil die Bewegung, die der Mensch braucht, meistens aus dem Alltag verbannt wurde. Und du schreibst es ja selbst hier:

Da ist das Muskelkorsett wohl eher unterausgebildet und wenn es dann mal beansprucht wird, z.B. den Rücken aufrichten beim Einradfahren gegenüber der Haltung beim Stützrad, ist sie nicht funktionswillig und macht sich erkennbar mit den von dir angesprochenen Problemen.

Um dem gegenzuwirken steht in erster Reihe natürlich die Mobilisation, dass der Körper mal wieder bewegt wird und die Muskeln was zu tun bekommen. Welche Form der Bewegung spielt dabei keine Rolle. Die Bewegung, die einem Spaß macht, ob das nun Einradfahren ist, Schwimmen, Joggen oder andere ist dabei egal.

Also, die Ergebnisse hier stammen primär daher, dass die Menschen sich bewegen, funktioniert aber genauso gut auch mit anderen Sportarten.

Zusätzlich ist aber Krafttraining das wichtigste daran und (Funktions-)gymnastik als Supplementärtraining. Je nach Schweregrad der akuten Probleme, geht es erstmal nur mit Stabitraining los, bevor mit dem Krafttraining angefangen werden kann, sonst geht der Schuss nach hinten los.

Die Aussage ist natürlich Blödsinn zum Quadrat. Die ist aber super um irgendwelche teuren Fitnessgeräte unwissenden Menschen zu verkaufen und leider funktioniert es. Die Aussage ist aus folgenden Gründen quatsch: (1) Wenn diese riesigen Muskeln trainiert werden, an denen die kleinen Muskeln dranhängen, wer sagt, dass die dabei ignoriert werden? Ich glaube kaum (2) Wenn ich mir diese riesigen Muskeln mal anschauen (M. Latissmimi dorsi, M. Trapezius und auf zweiter Ebene die M. Rhomboidei major/minor und M. Serratus posterior inferior) und dagegen diese winzigen Muskeln, die die einzelnen einzelnen Knochen der Wirbelsäule miteinander verknüpfen, von wem würde ich mich dann lieber stützen lassen? Natürlich von den großen! Ich zeig gleich nochmal, wie die Muskeln am Rücken liegen.

Also, der Plan gegen Rückenschmerzen:

  1. Bewegen!
  2. Krafttraining!
  3. Im Beruf gucken, ob man da was von einbauen kann. Anderer Tisch, bei dem man zwischen stehen und sitzen wechseln kann.

Und ja, da ist Arbeit mit verbunden.

Den Rückenstrecker hab ich noch vergessen, der geht von Kopf bis Po (sieht man auf l3 ziemlich gut, diese Muskelbahnen). Achja, die Bilder sind Screenshots vom Programm Muscle System Pro III.

rücken-l1.png

rücken-l2.png

rücken-l3.png

rücken-l6.png

Rücken thread

schau mal hier: Back problems from unicycling

Nein ich meinte noch ein anderes

Das vielleicht?
Da geht’s aber nicht primär um Rückenprobleme.

Meine schreibtischbedingten Verspannungen in Rücken sind in den letzten 3 Jahren mit dem Einradfahren deutlich weniger geworden. Dagegen habe ich nach längeren Touren (z. B. Marathon) im Nackenbereich Verspannungen, die migräneartige Kopfschmerzen verursachen, verbunden mit Übelkeit usw.

Bei meiner Frau, die sich vor 3 Jahren beim ELSBET beim Absteigen wahrscheinlich einen Nerv (Hexenschuss, Ischias?) eingeklemmt hat ist seit dem das Einradfahren vorbei. Zwei weitere zaghafte Versuche in den Jahren danach, unter anderem bei einer Vorbereitungsrunde zum RTB letztes Jahr, führten zu genau den gleichen Symptomen.

Nein, aber so ähnlich. Er konnte nur noch wenige Stunden die Woche arbeiten.

Das kann ich so zu 100% unterschreiben.

Ich habe, seit ich mit dem Einradfahren begonnen habe, deutlich weniger Rückenschmerzen im Alltag, was mich sehr freut. Vor allem im Lendenwirbelbereich hatte ich immer recht heftige Schmerzen, die mitlerweile fast vollständig weg sind, wenn ich mal etwas mehr fahre. Wenn ich das Einradfahren etwas schleifen lasse, kommen sie langsam wieder.

Die Verspannungen, Kopfschmerzen und Übelkeit hatte ich voriges Jahr nach dem Marathon auch und das hat auch noch die nächsten zwei Tage angehalten. Das war wohl einfach die Überanstrengung? Mal sehen, ob das dieses Jahr auch wieder so auftritt.

Hier geht ja die Post ab!

Wow!
Hier geht ja die Post ab, innerhalb einpaar Tage gleich 8 neue Beiträge. Schön!

@ gossi: Danke für Deinen ausführlichen Beitrag hier, werde demnächst versuchen inhaltlich darauf einzugehen, wird aber noch einpaar Tage dauern.

@ Charly.Oldie: Danke auch für Deinen Hinweis, aber mich interessieren nicht solche Rückenprobleme, die vom Einradfahren herrühren, sondern wie sich das Einradfahren auf bereits vorher bestehende bzw. vorher bestandene Rückenprobleme auswirkt. Das habe ich in diesem Fred mit “Rückenprobleme und Einrad fahren” schlecht formuliert, leider.

@ alle: Hat sonst noch jemand Erfahrungen oder kennt jemanden, der oder die mit bereits bestehenden Rückenproblemen positive oder negative Auswirkungen erfahren hat?

Gruß Peter

Hallo zusammen,

Einradfahren und Rückenprobleme, oder weniger Rückenprobleme durch Einradfahren - ist ein interessantes Thema.

Zur ersten Ausgangslage: Rückenprobleme und Einradfahren:

Wenn ich nix mache und ewige Zeiten am Schreibtisch vor dem Bildschirm sitze, irgend wann am Spätnachmittag aufspringe und für eine Stunde auf‘m Einrad sitze, dann ist das DIE Erholung…

Mein Bruder mit Pianistenbuckel erzählte mir, seine Physiotherapeutin habe ihm empfohlen, Einrad zu fahren…

Meine Freundin mit Wirbelsäulenproblemen empfindet das Sitzen und die Balance auf dem Einrad zu halten, als wohltuend.

Was gegenüber dem Fitnesscenter und dem isolierten Training der Muskulatur beim Einrad spricht, ist wohl die Art und Weise, wie die Muskulatur im Balanceakt benützt wird.

Es heißt, Muskelaufbau ginge am schnellsten, wenn der Muskel aus der Anspannung langsam wieder allmählich in seine Ruhelage zurückgefahren wird. Beim Balanceakt haben wir nun die folgende Situation, dass unbewusst alle möglichen Muskeln angespannt, gelockert und gehalten werden. Vor langer Zeit hatte ich mein Fuß gebrochen. In der Physiotherapie hieß es dann, isoliert diese und jene Übung zu machen… Als ich dann mein defektes Bein zu 100% belasten durfte, probierte ich aus, einfach auf diesem einen Bein zu stehen - und siehe da, der Muskelaufbau ging über die Balancetätigkeit extrem rasant voran. Und ich dachte mir, schau an, nicht isoliert Muckis aufbauen, sonder ganzheitlich über die Balance.

Wenn Gossi oben schreibt, Bewegung, egal was, sei für den Rücken gut - dann kann man dem nichts entgegnen. Gezielter Stärkung der Muskulatur im Fitness-Studio mit dem Wissen, was man tut, auch nichts. Was ich aber sehe und erlebe: Die Bewegung in der Kraftmaschine kann, oder wird meistens verkrampft vollzogen - man denkt an die Bewegung. Machte zeitgenössisches Ballett - dort ist nicht die Bewegung das Ziel, sondern die Form, der Ausdruck - somit verläuft die Bewegung selbst unbewusst und ist wie beim Balanceakt, unverspannt und natürlich.
Aus diesem Grund bevorzuge ich als Otto-Normalmensch gegenüber Kraftmaschinen und dergleichen, gerne das Einradfahren. Hinzu kommt noch das Lustgefühl der maximalen Freiheit, vermittelt über den Balanceakt. Das ist der hauptsächliche Grund, weshalb ich überhaupt neben Kunsteislauf Einrad fahre.

Probleme mit dem Rücken wegen des Einradfahrens…

Ich selbst fahre ohne Lenkgriff und ohne mich im Sattel festzuhalten. Auf allen Videos etc. sehe ich, dass die Fahrer eine Hand unten am Lenker oder am Sattelgriff haben. Wenn ich das bei mir mache, ist sofort mein Rücken während des Fahrens verspannt, und - mein oben erwähntes dionysisches Lustempfinden im Eimer. Ich fahre bei mir im Schwarzwald viele Berge auf und ab. Wenn‘s gach aufwärts geht, und du in den Pedalen schon regelrecht stehst, dann kannst‘e sehen, wie die Rumpfmuskulatur gefordert wird - das ist genau diese Muskulatur, die man in Sängerkreisen als „Stütze“ bezeichnet, und ohne der‘s nicht geht.

Mich würden nun die Erfahrungen der Profis hier interessieren, die ohne Griff und Lenker nicht auskommen.
Ich persönlich genieße das aufrechte Sitzen… Was für ein Erlebnis, aufrecht durch den Wald zu fahren, und dabei den Duft der Pilze und Pflanzen wahrzunehmen!

Danke xylol,

Gruß Peter

Rückenprobleme durchs Einradfahren:

Da kommt es drauf an, wie man Einradfahren jetzt betreibt. Ist es nur der Sonntagsausritt in gemütlichem Tempo oder doch eher Reichtung Leistungssportorientierung?
Der erste Fall ist mehr die Mobilisation, wie ich sie oben angesprochen habe, beim zweiten “macht man sich kaputt” :wink: Aber das ist in anderen Sportarten ähnlich, deswegen findet ist Krafttraining als Prävention die Praxis (hat sich im Einradfahren noch nicht wirklich durchgesetzt). So kenn ich es aus dem Freestyle, das hier gerne Rückenprobleme auftreten, vor Allem bei Tricks, die den gebeugten Rücken strecken. Im Flatland und Street haben wir das auch, vor Allem bei Flip Tricks, wo der sich der Körper zum Halbmond formt. Genauso aber auch bei Langstrecken, wo der Rücken alle Schläge vom Boden abfedert und das meistens auf längerer Strecke, das spürt man danach schon.

Die Unterscheidung muss man dabei immer im Hinterkopf haben, sonst ist die jeweilige Aussage unvollständig.

Hallo Gossi,

…Langstrecken…

da würde es mich interessieren, kommen die Probleme grundsätzlich auf, oder eben wenn man am Lenker oder Sattelgriff mit einer Hand dauernd zieht?

Bei mir habe ich nie irgend welche Probleme wegen der Schläge bei langen Touren über Wald- und Wiesenwege. Ich meine hier volle Tagestouren mit einem relativ anständig hart aufgepumpten Nightrider.

Gehe ich davon aus, dass die natürlichste Fortbewegungsart neben dem Gehen das Laufen ist, und beim Laufen ja sehr wohl “Schläge” auftreten, dann kann ich mir schlecht vorstellen, dass die Belastung durch normales aufrechtes Sitzen grossartig anders sein soll. Oder nun das alles etwas weitergesponnen: Knochenwachstum durch Belastung der Knochen - als Osteroposevorbeugung: könnte es da nicht auch herhalten?

Zum Freestyle: Wenn ich mir diese chinesischen Mädels ansehe, wie sie ihre Runden drehen, dann muss ich an den Eiskunstlauf denken und sehe dabei nichts aussergewöhnliches daran, was den Rücken übermässig belasten sollte. Welche Figuren hattest Du denn gemeint?

Letzte Frage: die Anatomieabbildungen finde ich super - leider nur auf dem Ipad…
gibt’s so was nicht auch für OSX?

@ Peter aus HD

gehöre auch zum Club der “Hochbetagtenriege” :slight_smile:

Gruss Lucas

Vielleicht ist es so, dass ein noch intakter Rücken Vorteile vom Einradfahren hat, während sich bei einer schon vorhandenen Schädigung die Probleme verschärfen können. Einradfahren stärkt die Rückenmuskulatur, was gut für die Bandscheiben ist. Sind die schon durch, ist es evtl. nicht mehr so gut. Einem Freund, der mit dem Einradfahren anzufangen wollte, hat seine Ärztin abgeraten, weil er eine Rückenerkrankung hat.
Ich selbst habe die Lebensmitte längst hinter mir gelassen und habe einen Schreibtischjob. Probleme mit dem Rücken habe ich keine, was ich mit dem Einradfahren in Verbindung bringe.