Ich kann mich nicht daran erinnern, daß das Thema in den letzten Jahren hier schon mal dran war. Falls ich mich irre, sagt mir wann und wo und steinigt mich.
Also, wie und warum habt ihr mit Einradfahren angefangen?
Ich mach mal den Anfang: meine Sportart von Kindheit an war Trampolinturnen. In Augsburg, wo ich studiert habe, war ich mehrere Jahre lang Trainer für die Trampolinkurse im Hochschulsport. In der Sporthalle gab es einen Studenten, der Abends immer stundenweise als Hausmeister gejobbt hat. Der langweilte sich regelmäßig tödlich, weil es einfach nichts zu tun gab. Eines Abends während meines Trampolintrainings holte er sich ein Einrad aus dem Geräteraum und hangelte sich damit relativ erfolglos an der Wand entlang. Nach einer viertel Stunde fragte ich ihn, ob ich das auch mal probieren darf. Ich setzte mich drauf, es hat nicht geklappt, was mich doch ziemlich geärgert hat, und seitdem bin ich dabei.
Am Anfang wollte ich mir nur beweisen, daß ich das irgendwie hinbekomme. Als ich halbwegs fahren konnte, dachte ich mir, ich will es so gut lernen, daß ich mich damit fortbewegen kann, also fahren, frei aufsteigen, Kurven fahren, pendeln, evtl. ein bißchen springen um einen Bordstein rauf zu kommen. Als auch das geschafft war, gings weiter. Irgendwo hatte ich mal Wheelwalking gesehen. Das wollte ich natürlich auch ausprobieren. Und so hangelte ich mich von einem Ziel zum nächsten.
Meine ersten Versuche habe ich auf einem 24"-Rad absolviert, das mir deutlich zu klein war. Als ich mir dann nach ein paar Wochen mein erstes eigenes Einrad zulegte kam ich natürlich nicht auf die Idee, einfach eine längere Sattelstütze reinzustecken. Zu dem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung von Einrädern und niemanden mit dem ich mich hätte austauschen können. Also habe ich das Einrad vermessen und auf meine Größe skaliert. So kams, daß mein erstes eigenes Einrad ein 28er war. Die einradspezifischen Teile (Nabe, Sattel, Gabel, …) habe ich bei Siegmono bestellt (den kannte ich auch nur, weil ich den Chef vom Sportinstitut gefragt habe, wo die Uni ihre Einräder eingekauft hat), der Rest kam vom örtlichen Fahrradhändler. Beim “Skalieren” des zu kleinen 24ers kam raus, daß ich 175mm-Kurbeln brauchte, was rückblickend ja auch nicht unbedingt sinnvoll war. Diese Kurbellänge gabs damals für Einräder natürlich nicht. Ich nahm also Fahrradkurbeln und flexte bei der rechten Kurbel die 5 Ärmchen fürs Kettenblatt ab.
Da es damals noch viel weniger Einradfahrer gab als heute und ich einfach keinen anderen kannte, kam mir das Einrad auch nicht im geringsten komisch vor. Mir fehlte einfach der Vergleich.
Auf diesem 28er habe ich alles bis einschließlich Rückwärtsfahren und einbeinig fahren gelernt, bevor ich mir dann ein zweites, kleineres Einrad gekauft habe. Die Radgröße machte das Lernen natürlich nicht unbedingt leichter. Der Vorteil war, daß ich anschließend praktisch alles fahren konnte. Ich möchte mal behaupten, daß ich heute noch auf dem 36er von der damaligen Erfahrung profitiere.
Übrigens: das war vermutlich das erste und einzige mal, daß jemand mit einem 28"-Rad im Freestyle bei deutschen Meisterschaften angetreten ist. Es hat immerhin zum dritten Platz gereicht. Aber damals war das Niveau auch ein deutlich anderes als heute.