Tacho kalibrieren

Die Streckenmessung per Tacho weicht immer etwas ab gegenüber aufgezeichneten GPS Tracks. Normalerweise ist diese Abweichung ziemlich konstant. Für diese Abweichung fallen mir 2 mögliche Gründe ein:

  • GPS mißt nur alle paar Meter bzw. Sekunden den Standort und verbindet dann linear zwischen den Meßpunkten. D.h. Kurven werden abgekürzt.
  • Der Umfang des Reifens ist falsch oder ungenau gemessen.
Interessant wird die Sache dadurch, daß die Abweichung bei verschiedenen Einrädern sehr unterschiedlich ist, obwohl ich die Reifengröße jeweils mit derselben Methoden gemessen habe und den Tacho nach bestem Wissen und Gewissen kalibriert habe. Wie kann man den Durchmesser eines Reifens präzise messen? Wichtig ist, den Reifen nicht im Ruhezustand zu vermessen, sondern unter Last. Natürlich kann man eine Meßstrecke abfahren und die Radumdrehungen zählen. Das ist aber nicht ganz einfach. Zum einen braucht man dafür eine präzise ausgemessene Meßstrecke, die lang genug ist (die 100m-Bahn in einem Sportstadion bietet sich da z.B. an). Zum anderen ist es sehr schwer die Anzahl der Radumdrehungen zu bestimmen, wenn das präzise auf ein paar Nachkommastellen geschehen soll. Und schließlich ist es nicht ganz einfach mit einem Einrad eine gerade Strecke exakt zurückzulegen, ohne nach rechts und links zu schlenkern. Alternative: man setzt sich aufs Einrad und jemand anders mißt den vertikalen Durchmesser des Reifens. Aber auch das ist falsch, da sich ja nur der Auflagepunkt des Reifens eindellt, während der Rest des Reifens bei diesem Versuchsaufbau im Ruhezustand ist, bzw. wegen des eingedrückten Auflagepunkts sogar noch weiter ausdehnt. Hat jemand andere Ideen?

Jemand hatte mal vorgeschlagen, den Reifen an einer Stelle nass zu machen, dann darauf zu fahren, dann die Strecke zwischen zwei nassen Stellen zu messen.

Das hört sich vernünftig an und sollte auch relativ leicht durchführbar sein. Danke.

Hier in Leipzig gibts einen Eichkilometer, am Cottaweg nicht weit weg vom “Schützenhof”.
Mit dem Stützrad hab ichs dann immer so gemacht daß ich den Reifenumfang durch abrollen (unter Last) gemessen und eingestellt hab.
Dann bin ich zum Cottaweg gefahren hab das ganze überprüft und Abweichungen korrigiert, indem ich die 1000m durch den eingestellten Wert teilte.
Jetzt hatte ich die Anzahl der Raddrehungen, also wieder 1000 durch Radumdrehungen = der genaue Wert.
Geht aber eben nur mit Eichkilometer…

Das eiern des Einrads ist aber völlig normal, das würd ich beim Tacho einstellen garnicht beachten, da du bei einer Tour ja genauso eierst.

schönen Tag wünscht Jockel

Aber beim Tourenfahren misst du ja dann die geeierte Strecke, beim Messen des Radumfangs willst ja aber möglichst gerade fahren(z.Bsp die 100m)…macht das jetzt Sinn in oder nur in meinem Kopf? :smiley:

An dem Punkt den Jockel angesprochen hat, ist schon was dran. Es kommt halt darauf an, was man messen will: die tatsächlich zurückgelegte Strecke, oder wie weit man sich vorwärtsbewegt hat. Da können durchaus unterschiedliche Werte rauskommen.

Okay, stimmt.

Wenn Du die Abweichung vom realen Wert durch die GPS Messung
(von einer geraden Sttrecke) kennst,
warum korrigierst Du den Umfang nicht um das Verhältnis von Durchschnittsgeschwindigkeit aus der GPS Messung zu Durchschnittsgeschwindigkeit der Tachoanzeige?

Hab ich einen Denkfehler?

lg
Ernst

Ich denke, das ist ein wichtiger Aspekt, was ich wirklich messen will. Ich vermute mal, dass GPS nicht das ganze Schlenkern mitmessen wird, also was man tatsächlich gefahren ist, sondern die Entfernung, die man überbrückt hat.

Letztes Wochenende bin ich meine Düsseldorf-en-Miniature-Strecke gefahren. Der Tacho sagte 15,9 km, GPS hingegen 14,9 km. (Nein, ich hatte 0 Promille!!!:p)

Ich halte das Messen einer Radumdrehung unter Last (für meine Zwecke) für hinreichend genau. Ich werde am Wochenende meinen Tacho so neu einjustieren und nochmals die Tachomessung mit GPS vergleichen.

Ich kenne nur GPS Messungen von längeren Strecken, die natürlich nicht gerade sind. Ich gehe also davon aus, daß die GPS Messung durch Abkürzen der Kurven verfälscht wird.

ich habe immer um den Umfang zu messen einen Strich mit Kreide seitlich am Reifen auf den Boden gemalt, das Rad eine Umdrehung geschoben, und dann wieder einen Strich gemacht. Und dann den Abstand gemessen. (Ähnlich der Methode mit dem Wasser) Enge Kurven misst das GPS nicht exakt, wenn du aber z.B. dem Rheinradweg lang fährst, sollte das ausreichend sein, um den Tacho zu kalibrieren. Oder halt prinzipiell mit GPS fahren, da das die ganzen kleinen wackler weg lässt, und daher die reale Geschwindigkeit misst. (ich bin bei 2 cm neuschnee gefahren, und selbst erschrocken, gibt eine volle Schlangenlinie) geschlumpft läuft es deutlich stabiler.

So, ich habe jetzt mal mein 36er und 29er unter Last vermessen (jeweils bis zum zulässigen Anschlag aufgepumpt, also 4,5bar beim 36er und 5bar beim 29er). Die Ergebnisse sind interessant. Hier die Reifendurchmesser. In Klammern jeweils der Durchmesser ohne Last:
36er: 898mm (918mm)
29er: 691mm (725mm)
Das sind also Abweichungen von 2% bzw. 5%.

Für Wettkämpfe bei denen man nur Reifen bis zu einer maximalen Größe verwenden darf wird ja immer ohne Last gemessen. Müßte man da jetzt konsequenterweise das Körpergewicht des Fahrers reinrechnen, weil schwere Leute bei gleichem Reifen ja mit geringerem Durchmesser fahren?

Witzig - ich habe gerade dasselbe gemacht. Zum Glück habe ich nur ein 36er. :wink: Nightrider - mit 4.0 bar (ja, der Warmduscher will noch etwas Fahrkomfort! :D).

Unbelastet U=285 cm, d = 90,7 cm
Belastet U=279 cm, d = 88,8 cm (ca. 2,1 % weniger)

(Ein halbes bar mehr bei dir führt also zu 1cm grösserem Durchmesser! Müsste man aber mal am selben Einrad testen.)

Wie mein Tacho eingestellt war kann ich nicht definitiv sagen. Das blöde Teil erlaubt nicht die Einstellung des Raddurchmessers nachzusehen. Man kann nur ein total reset machen und es neu einstellen :angry: Hab ich dann gemacht. Meine Teststrecke ergab 15,6 km (Ich vermute, dass ich zuvor U=285 cm eingestellt hatte. Ich hatte damals nicht belastet gemessen. Das würde dann genau mit dem letzten Messergebnis von 15,9 km zusammenpassen.) GPS meinte heute 14,75 km (14,9 km das letzte Mal).

Das heisst, dass ich eine Strecke von ca. 14,8 km zurückgelegt habe und während dessen noch zusätzliche 800m durch die Gegend geeiert bin ??? :o Gut dass die Polizei immer noch erst mal pusten lässt! 5,4% Geeier! :angry:

Man, you’re looking for trouble! :wink:

Erstens werden dir ein paar Ladies was husten. Zweiten sollen die Einradfahren nicht die Sumoringer Deutschlands werden! :stuck_out_tongue:

Interessant. Evtl. könnte es auch damit zusammenhängen, wie abgefahren der Reifen ist. Aber da dein 36er neuer ist als meins, hätte ich den Effekt eher umgekehrt erwartet. Kann die Wetterlage und damit der Luftdruck (nicht der im Reifen, sondern der Atmosphäre) eine Rolle spielen, oder sind diese Effekte zu gering?
Zumindest haben wir beide praktisch dieselbe Abweichung zwischen unbelastet und belastet, obwohl wir unterschiedlichen Druck im Reifen hatten und unterschiedlichen Gewichtsklassen angehören.

Mir sind gerade noch 3 Gründe eingefallen, die zu solchen unterschiedlichen Messungen führen können:

  • Produktionsschwankungen bei Nimbus
  • unterschiedliche Temperatur
  • unterschiedlich viel Eiern beim Fahren.

Und noch einer: vielleicht geht der Druckmesser bei einer unserer beiden Pumpen falsch - oder bei beiden.

Umfang messen

Ich nehme jeweils ein Nähmeter, oder auf dem Baumärkten gibt es oft gratis so Papiermeter. Die Klebe ich bei 0cm auf den Reifen und drehe diesen langsam, so dass der Meter schön in der Mitte und satt draufliegt. Ich halte das gemessene Resultat genauer als wenn man den Durchmesser eines Rades mit einen normalen Meter misst. Da kannst Du schief draufschauen und schon hat man 1cm zuviel oder zu wenig. Auf den Umfang verdreifacht sich dann dieser Messfehler.

Bezüglich Messung GPS habe ich auch schon die Differenzen ausgemacht.
Zum einen fährt man ja mit dem Einrad eine Schlangenlinie. Viele GPS- Geräte messen oft nur den 2 Dimensionalen Weg, also wie wenn man von oben runterschaut und berücksichtigen Höhenmeter nicht. D.h. eine Steigung, Gefälle ist für das GPS kürzer als der tatsächliche Weg ist. Zum anderen lässt sich bei vielen Geräten der Messintervall festlegen. Misst er nur alle 5,10 sek., so zieht er immer eine Gerade zwischen diesen Punkten. Bei 1 sek. ist das Resultat entsprechend genauer. Als Tacho sind GPS meiner Ansicht nach unbrauchbar. Habe auch einen Forerunner und wundere mich oft ob der Fantasiewerte punkto Geschwindigkeit auf dem Display. Da ist mir ein gut eingestellter Tacho lieber, auch wenn man beim Ablesen immer das Risiko eingeht vornüber zu stürzen :wink:

Ich glaube, jeder mißt den Umfang und rechnet daraus dann den Durchmesser aus. Es geht aber vielmehr darum, ob man das im Ruhezustand oder unter Last (sprich, wenn du auf deinem Einrad draufsitzt) machst. Und wie du oben sehen kannst, sind die Unterschiede doch recht deutlich.

Ich habe mein GPS auf 1 Punkt pro Sekunde eingestellt. Damit geht das eigentlich ganz gut. Die Maximalgeschwindigkeit ist meist ein Phantasiewert, aber der Rest ist recht brauchbar.
Die Sache mit den Steigungen ist nicht so schlimm. Da wir hier von relativ kleinen Winkeln sprechen und die Taylor-Reihe des Sinus mit x - x^3/6 losgeht, also kein quadratischer Term auftritt, ist x für kleine x eine ganz gute Näherung von sin x. Ich glaube nicht, daß diese vernachlässigten Steigungen in der Praxis wirklich einen nennenswerten Effekt ausmachen.

Bei meiner heutigen Tour mit dem 29er und neu kalibriertem Tacho kam ich übrigens auf 18,2km laut Tacho und 18,4km laut GPS. Allerdings hatte ich auch viele lange Geraden und wenige Kurven, die das GPS hätte abkürzen können.

Ich habe keinen Schimmer wie oft bei mir eine GPS-Messung stattfindet, aber ich halte die Erklärung von Unikum mit den Geraden zwischen den Messpunkten für eine sehr plausible Erklärung. Wie gesagt 5% Geeiere! Die Strecke war flach, daher kann die dritte Dimension dabei eh keine Rolle spielen.

Heute hatte ich Abweichungen von 2,5-3,5% - GPS immer kürzer als Tacho.

Ich habe heute mal den Reifen minimal und maximal aufgepumpt. Das ist für den unbelasteten Reifenumfang völlig Schnuppe und höchstens im Millimeterbereich des Umfanges. Was unklar bleibt ist weshalb Yeti’s Reifen 1cm mehr Durchmesser hat. Unterschiedliche Felge? Messfehler? Oder doch eine Herstellungsschwankung?

Hier sieht man übrigens gut, wie die Geraden gezogen werden und wie das GPS misst.

GPSTrack.JPG