Trainingseffekt?

Seit vielen Jahren fahre ich ja fast täglich mit dem Einrad zur Arbeit und seit über 5 Jahren zeichne ich die GPS-Tracks vieler meiner Strecken auf. Auch auf dem Arbeitsweg lasse ich das GPS oft (nicht immer) mitlaufen, was schon zu ein paar interessanten Erkenntnissen geführt hat, da ich keine andere Referenzstrecke so oft fahre. Insgesamt habe ich 447 Tracks von zu Hause zur Arbeit. Ich habe mir mal den Spaß gemacht, die benötigte Zeit chronologisch aufzumalen.
Die blaue Grafik sind die exakten Werte (interpoliert an Tagen an denen ich nicht mit dem Einrad gefahren bin oder keine Aufzeichnung habe). Die rote Linie ist ein gleitender Durchschnitt über 180 Tage um Ausreiser auszumitteln. Die vertikale Achse gibt die benötigte Zeit in Minuten an.
Die Spitzen lassen sich ganz klar den Jahreszeiten zuordnen, da ich im Winter bei Eis und Schnee halt langsamer vorankomme als im Sommer. Teilweise gibts auch einzelne Ausreiser weil ich aus irgend einem Grund einen Umweg fahren mußte. Kleinere Schwankungen bedingen sich durch die Tagesform, Wetter, Verkehr, Ampelglück, …
Was ich bemerkenswert finde ist, daß ich langfristig über 20% schneller geworden bin. Liegt es daran, daß ich gelernt habe besser Einrad zu fahren? Ist das einfach ein Trainingseffekt und spiegelt meine körperliche Fitness wieder? Liegt es daran, daß ich die Strecke inzwischen sehr gut kenne und mein Fahrverhalten und die Fahrlinie stark optimiert habe? Oder ist es auf die Verwendung verschiedener Einräder zurückzuführen (wobei ich seit 2008 geschlumpft fahre, was aber natürlich bedeutet, daß ich am Anfang des Diagramms noch relativer Schlumpfneuling war)? Oder eine Kombination aus diesen Effekten?
Ich sollte noch erwähnen, daß ich grundsätzlich nicht auf Tempo fahre, sondern eher so, daß es sich angenehm anfühlt und ich nicht verschwitzt in der Arbeit ankomme.
Vielleicht hat jemand ein paar schlaue Ideen dazu.

Mir ist gerade noch was eingefallen. Ich hab ja auch die Streckenlänge, so daß ich Umwege rausrechnen kann. Hier nochmal dasselbe Bild, diesmal normiert auf die Streckenlänge. Vom Gesamtergebnis ändert sich aber nicht viel.

Mir ist gerade noch was eingefallen. Ich hab ja auch die Streckenlänge, so daß ich Umwege rausrechnen kann. Hier nochmal dasselbe Bild, diesmal normiert auf die Streckenlänge. Vom Gesamtergebnis ändert sich aber nicht viel.

Im STERN stand einmal “Rudi Carrell: Ich glaube, ich bin einmalig.” Dieses habe ich nie behauptet, aber statistisch stimmt es.

Rudi Carrell (1934-2006), eigtl. Rudolf Wijbrand Kesselaar, niederl. Unterhaltungskünstler

Ich stehe Statistiken etwas skeptisch gegenüber. Denn laut Statistik haben ein Millionär und ein armer Schlucker je eine halbe Million.

Franklin Delano Roosevelt (1882-1945), amerik. Politiker, 32. Präs. d. USA (1933-45)

Ich denke bei “Statistik” an den Jäger, der an einem Hasen beim erstenmal knapp links vorbei schoß und beim zweitenmal knapp rechts vorbei. Im statistischen Durchschnitt ergäbe dies einen toten Hasen.

Franz Steinkühler (*1937), dt. Gewerkschaftler, b. 1993 Vors. IG Metall, s. 1994 Vermögensberater

Deine Grafik ist schon interessant, bin mal gespannt was man daraus alles lesen kann.

Wenn du schon Kalauer zum Thema Durchschnitt suchst, kann ich auch einen anbieten: wenn du mit dem Hintern auf der heißen Herdplatte sitzt und deine Füße in einem Eimer mit Eiswasser stecken, dann hast du es mit einer sehr angenehmen Durchschnittstemperatur zu tun.
Oder wie wärs damit: Fast alle Menschen haben überdurchschnittlich viele Beine.

Aber du verwechselst Statistik mit Durchschnitt. Und abgesehen davon ist das was ich da gemacht habe gar keine Statistik, sondern nur die Auswertung von konkreten Daten.

Na ich würd mal sagen, dass heuer ein kalter Sommer war :frowning: und du dadurch schneller fahren konntest ohne ins Schwitzen zu geraten

Ich denke das dies ein Trainingseffekt ist, wenn man die verschiedenen Einräder außer Spiel lässt,
denn wenn man zum Beispiel ein Rennen gegen ein Einradfahrer mit viel weiger Erfahrung macht (gleiches Einrad vorrausgesetzt), gewinnt derjenige mit der größeren Erfahrung (auf dich übertragen wäre der mit weniger Erfahrung du in 2008 und der mit mehr Erfahrung du in 2013).

den versteh ich nicht?? :thinking:

Wie viele Beine hat ein Mensch im Durchschnitt? Wieviele Beine hast du?
Denk darüber nach, was genau “Durchschnitt” bedeutet.

geht der auf Kosten der Menschen mit keinem oder nur einem Bein?

Zu deiner eigentlichen Frage: Ich denke mal, dass du besser geworden bist, liegt an so ziemlich allen oben aufgeführten Gründen: du lernst die Strecke mit der Zeit immer besser kennen und weißt daher, wo du wie schnell fahren kannst, du wirst mit der Zeit besser, weshalb du schneller treten kannst, Unebenheiten bringen dich irgendwann nicht mehr aus den Gleichgewicht und du rammelst blind über Bordsteinkanten, bei denen man am Anfang ganz Achtsam rübergefahren ist, deine Kondition wird mit der Zeit besser…

Der geht auf überhaupt niemands Kosten. Aber die von dir genannten Personengruppen senken definitiv den Durchschnitt auf unter 2.
Ich nehme dieses Beispiel gerne wenn mal wieder jemand behauptet, daß es mathematisch überhaupt nicht möglich sei, daß 80% aller Menschen sich für überdurchschnittlich gute Autofahrer halten.

war ja auch nicht im sinne von lustigmachen gemeint… :wink:

Was gibt denn der Wert auf der Y-Achse an?

Da steht es:

Dass die Y-Achse unten abgesäbelt ist, das ist aber durchaus der statistischen Trickkiste zuzuordnen!

Mi’ dad’s¹ ja eher interrressier’n, wie du die Daten aufbereitet und geplottet hast.
Du hattest ja sicher nicht dieselbe App über die letzten 5 Jahre … also alle Track-
Dateien (GPX? KML?) genommen und in ein Auswertungsprogramm geschmissen
oder händisch etwas programmiert? Interpolationsmethode ist klar.

1:

Deutungsversuch

Also, über die gasamte Zeit hast du bei einem Mittelwert um die 20/21 Minuten eine Streuung von weniger +/-50%. Das halte ich erstmal nicht für so ungewöhnlich, vorallem im Stadtverkehr. Der Unterschied zwischen guten Tagen 2009 und guten Tagen jetzt beträgt auch nur 2-3 Minuten. Was mir auffällt ist folgendes: Wenn ich mal deine guten Tage als Referenz dafür nehme was aktuell möglich ist, dann hast du jetzt prozentual mehr gute Tage.

Eigentlich hast du dir vieles schon selbst beantwortet und ich würde das nicht auf einen Einzelgrung reduzieren sondern auf die Summe an Teilbegründungen.
[LIST=1]

  • Kannst du jetzt sicherer Fahren. Das heißt zum einen: Unvorhergesehene Ereignisse werfen dich zeitlich weniger Stark aus der Bahn. Zum anderen ist es aber auch so, dass du dadurch schwierige Situationen mit höherer Geschwindigkeit fahren kannst.
  • Ist deine Streckenkenntnis größer. Du sammelst täglich Erfahrungen. Inzwischen wirst du genau abschätzen können, was dich wann, wo, wie erwarten kann und wie du dann am schnellsten durchkommst. du kennst die besseren Ampelschaltungen und weißt sicher wo du auf was achten musst und wo du volle Kanne durchziehen kannst. Auch das spart Zeit.
  • Sagst du ja selbst, du fährst so, dass es sich angenehm anfühlt, also nicht auf Leistung. Dadurch dass du das täglich machst, steigt aber auch deine "Wohlfühlgeschwindigkeit", du musst dich mehr Anstrengen um ins Schwitzen zu kommen. Das ist schon ein Trainingseffekt. [/LIST] Gerade an der abnehmenden Stärke deines jeweiligen Winter-Sommer-Unterschiedes würde ich dein wachsendes fahrerisches Können festmachen. Ich denke aber auch, dass meine Punkte 1 und 2 bereits ausgeschöpft sind. In Sachen Fahrsicherheit und Streckenkenntnis wirst du nach dieser Zeit schon lang nichts mehr herausholen können. Inzwischen musst du jegliche Zeitverbesserung aus wachsender körperlicher Fitness generieren.
  • Ansonsten würde da halt ein ziemlich großer Klotz dranhängen. Das sieht dann so aus und trägt nicht unbedingt zum Erkenntniswert bei.

    Betrachte es so: die Grafik zeigt wie lange ich über 17 Minuten brauche. 17 Minuten sind eine untere Schranke unter die ich (zumindest bislang) nicht drunterkomme.

    Aufgezeichnet habe ich mit unterschiedlichen Geräten und unterschiedlichen Apps, die sich natürlich über die Jahre gewandelt haben. Aktuell mein Handy mit der App Trekbuddy. Allen gemeinsam war und ist, daß sie gpx-Dateien produzieren, die ich dann im Computer in Sporttracks importiere. Von da habe ich eine Tabelle mit den resultierenden Daten als CSV exportiert und der Rest ist MS Excel.

    Ich dachte, da gäb’s ein SAP-Modul…

    Gibt’s auch. Also fast. Der Consultant ist schon mit der Konzeption fertig, hat 50 Manntage anvisiert … aber wir nehmen einfach 50 Entwickler und dann ist das morgen fertig. Versprochen! :smiley: