Speedbooster

Zugegeben Speedbooster ist ein doofer Name, mir ist aber nichts besseres spontan in den Sinn gekommen.

VORGESCHICHTE:

[B]Ich fahre seit 1982 Einrad. Angefangen habe ich auf Imholz- Einrädern, bin dann später Pichler gefahren, bis ich dann auf aktuellere Einräder gewechselt habe.

Imholz und Pichlereinräder hatten ein in die Lagerschalte gepresstes Kugellager. Das Fahrergewicht drückte nicht auf das Kugellager, sondern wurde von der Lagerschale abgefangen. Das heisst, die Lager konnten ohne Belastung von Aussen drehen.

(sorry bin weder Kugellagerexperte, Physiker noch Statiker, deshalb meine laienhaften Ausdrücke).[/B]

Nun, bei praktisch allen aktuellen Einrädern, (die ich deshalb alle für Konstruktionsfehler halte) drückt das Gewicht des Fahrers direkt aufs Kugellager, da die Lagerschalenhälften nicht fix verbunden sind. Aus meiner Sicht kann sich das nur negativ auf die Rolleigenschaften auswirken. Wie gut ein Einrad dreht sieht man, sobald man die untere Lagerschale montiert hat und die Schraube/ Mutter angezogen ist. Schon da sieht man, dass wenn man das Ganze zu fest anzieht, das Rad nur noch schlecht dreht. Wenn man mit 90kg , auf die Lager drückt, kann ich mir gut vorstellen, dass dies alles andere als optimal ist und es sich negativ auf die Rolleigenschauften auswirkt.

Meine Idee: Eine Verbindung zwischen oberer und unterer Lagerschale schaffen, so dass die Lager entastet werden. Die Idee es mit Unterlegscheiben zu probieren scheiterte, da diese am Kugellager anstehen. halbierte Scheiben gehen und man kann sie schön auf der Seite reinschieben, haben aber wiederum das Problem, dass sie beim anziehen der Schrauben wieder rausfallen können.

Werde mich mal auf dem Baumarkt rumschauen. Irgendwas wird sich sicher finden. Man muss natürlich die Dicke genau treffen, damit nichts wackelt und die Lager trotzdem entlastet werden

Ich dachte ich präsentiere mal meine Idee. Vielleicht bin ich ja nicht der Erste, der auf diesen Gedanken kommt.

Bild 1: Lagerschale normal

Bild 2: Lagerschale mit (halbierten) Unterlegscheiben

Das beschriebene Problem ist real. Maschinenbautechnisch ist es eine Todsünde, ein Kugellager einzuklemmen.
Die einfachste Lösung dürfte sein, gefräste Lagerschalen (wie z.B. bei KH oder QX, im Gegensatz zu Billiglagerschalen die nur aus gebogenem Blech bestehen) auf beiden Seiten mit einem Gewinde zu versehen. Dann würden die Schrauben die beiden Hälften nämlich nicht einfach zusammendrücken, sondern in einem definierten Abstand voneinander fixieren.
Alternativ könnte man die Lagerschalen so produzieren, daß sich die beiden Hälften tatsächlich berühren wenn das Lager eingebaut ist. Das setzt aber natürlich hohe Fertigungsqualität, sowohl an die Lager als auch an die Lagerschalen, voraus.
Beides kann man bei bestehenden Einrädern natürlich nicht nachträglich selbst machen kann. Insofern ist dein Ansatz mit den Unterlegscheiben vielleicht gar nicht so schlecht.

Hallo Yeti

Mir ist einfach aufgefallen, als ich wieder mal auf ein altes Imholz- Einrad gesessen bin, wieviel schneller das Ding rollt. OK es waren sicher noch andere Faktoren wie Bereifung massgebend, aber die Dinger liefen einfach besser, wie auch die Pichler.

Wir können es ja nur im unbelasteten Zustand testen, aber ich befürchte, dass so einiges verloren geht wenn wir mit unserem Körpergewicht draufsitzen und zb. bei IUF- Einradrennen einige Rekorde purzeln würden, wenn man die Einräder modifizieren würde.

Das mit dem Gewinde finde ich eine interessante Lösung.

Ich bin mir auf jeden Fall sicher, dass Einräder besser rollen würden wenn die Lager entlastet werden.

Mal gucken was sich so findet in der Eisenwarenabteilung.

Nur um das festzuhalten, deine Begründung mit dem Gewicht funktioniert vorne und hinten nicht. Die einzige Möglichkeit wie das Fahrergewicht nicht auf dem Lager lastet ist es kein Gewicht auf den Sattel zu legen, egal wie die Lagerschalen konstruiert sein mögen.

Wie Yeti bereits gesagt hat, Maschinenbaulich sind die Standard Lagerschalen ein Albtraum, eben weil das Lager eingeklemmt wird. Deswegen ist es ja schon schwergängiger sobald das Rad montiert ist.

Die Lagerschalen auf beiden Seiten mit einem Gewinde zu versehen bringt in meinen Augen auch keinen wesentlichen Vorteil. Das was man da an Verbesserung rausholt wird für mich durch die Nachteile von umständlicher Montage wieder zunichte gemacht.

Der beste Vorschlag ist es die Lagerschalen so zu produzieren dass sie sich im geschlossenen Zustand berühren, wie es z.B. auch bei den Pleuel in einem Motor der Fall ist. Die DIY Lösung wäre tatsächlich deiner Lösung mit den Unterlegscheiben ähnlich, allerdings ist es empfehlenswert weniger separate Abstandshalter zu haben, ich denke da an ein in passene Form geflextes und gebohrtes Stück Stahl das man dann auf dem Bandschleifer auf die richtige Höhe bringt. Das löst übrigens auch mein zweites Problem mit den üblichen Lagerschalen, so kann man nämlich endlich auch mal Schrauben ordentlich fest anziehen damit sie sich nicht von selbst lösen, ohne dabei das Lager einzuquetschen.

Das Rekorde purzeln bezweifele ich mal leise. So ein Lager wird nicht annähernd warm im Betrieb, und braucht auch nicht übermäßig viel Kraft, sooo viel Verlust ist da jetzt auch nicht. Wenn man wirklich für einen 100m Weltrekord Lagertuning betreiben will würde ich übrigens die Dichtlippen vom Lager wegwerfen, das Fett wegspülen, und stattdessen ein leichteres Öl nehmen, das bringt tatsächlich einen deutlichen Unterschied.

Moin,

hier werden 2 verschiedene Paar Schuhe angesprochen.

1.) Die Lagerklemmung:
Wie von Unikum und Yeti beschrieben kann man das Lager durch anziehen der unteren Schellen schön verspannen. Erst läuft es rau, danach klemmt es sogar. Kann ja jeder zu Hause testen. Genau wie Finnspin hatte ich an meinem Muni auch das Problem, dass sich die Lagerschrauben regelmäßig gelöst haben, eben weil man sie nicht festziehen kann. Ich habe das ganze durch Passscheiben gelöst, welche ich in der passenden Anzahl zwischen Lagerschale und Rahmen habe. Jetzt kann ich die Lagerschrauben ordentlich festziehen und es löst sich nix mehr. Bei mir ist es eine KH Gabel, das passen standard Passscheiben, da die Schrauben etwas weiter vom Lager weg sind.

2.) Beim Fahren:
Hier wir die äußere Lagerschale nicht verformt, so wie beim zu festen Anziehen der Lagerklemmung. Die Gewichtskraft des Fahrers wirkt über die Gabel von oben in die äußere Lagerschale. Die Gegenkraft kommt aber über die Nabe auf die Innere Lagerschale. Der Druck lastet also auf den oben liegenden Kugeln (zwischen Innenring und Aussenring des Lagers). Das ist aber der normale Fall und die Lager sind dafür auch ausreichend dimensioniert. Sie leben entsprechend lange, wenn sie nicht verspannt sind :smiley:
Was anderes sind die einfachen Staubkappen auf den Lagern, die schützen nicht wirklich vor Wassereinfall. Insbesondere bei Munis werden die meisten Lager wohl den Rosttod sterben. Aber das ist eine andere Baustelle…

Knarzen

Das mit der Lagerklemmung trifft genau den Punkt. Man macht immer einen Kompromiss zwischen fest anziehen und so, dass es noch gut rollt. Wenn man nicht nur den Berg runter fährt kann man nicht beliebig fest anziehen. Drehmomentangaben gibt es nirgendwo, also zieht man nach Gefühl an. Bei mir zb. soll das Rad noch 10x leer drehen wenn ich kräftig anschupse. Zieht man fester an, stoppt das Rad schon nach 2 Umdrehungen.

Auch bei mir lösen sich (trotz Stoppmuttern) die Schrauben relativ schnell. Ich höre dann immer ein Knarzen beim aufsteigen und fahren, das erst wieder verstummt, wenn ich es nachziehe. Original sind nicht mal Stoppmuttern dabei. Da wird es sich wohl noch schneller lösen.

Das dürfte dann also mit so einer Brücke besser werden, wenn ich den letzten Beitrag richtig verstehe :slight_smile:

Ja definitiv. Seit ich die Passscheiben drin habe kann ich ja die Schrauben richtig anziehen und die Schrauben stehen entsprechend unter Vorspannung. So wie eine korrekte Schraubverbindung ausgelegt sein sollte. Seitdem hat sich nichts mehr gelöst und die Lager drehen leicht. Ich hatte vorher, genau wie du, auch immer ein Knacken beim Aufsteigen wenn die Schrauben zu lose wurden.
Ich empfehle Edelstahl Passscheiben zu nehmen, da die dünnen Stahl Scheiben sonst schnell anfangen zu rosten. Gibt es z.B für kleines Geld in diversen Dicken bei Ebay.

Moin Unikum,

zu den Passscheiben: Alle Einräder die ich bisher in der Hand hatte, hatten M6 Lagerschalenschrauben. D.h. die Passscheiben dafür wären 12,0mm x 6,0mm x Dicke. Man braucht also nur min 3mm Abstand zwischen Schraubenloch und Lager. Bisher habe ich nur mein Muni (KH Gabel) getuned. Gestern habe ich mein 20´er angeschaut. Das hat eine Nimbus Gabel. Dort würden die Passscheiben auch locker rein gehen.

Bis du sicher, dass du keine 3mm zwischen Loch und Lager hast? Passcheiben haben ja den Charme, dass man sie ab 0,1mm Dicke bekommt und so den Abstand prima einstellen kann.

Wie auch immer deine Lösung ist, viel Spaß beim Basteln :slight_smile:

Unterlagsscheiben

Das war bei mir nur so ein Spontaneinfall, als ich im Lager war und ich hatte da grad nichts anderes als Unterlagsscheiben. Gut möglich, dass bei der QX- Gabel auch Passscheiben gehen, muss mir erst mal welche beschaffen.

Wäre gut wenn es passt, dann gäbe es eine Universallösung für alle Gabeln.

Man kann auch große Unterlegscheiben nehmen und eine Seite abfeilen, sodass die Scheibe auf dieser Seite zwischen Schraube und Lager passt. Das habe ich erfolgreich praktiziert.
Ich empfehle Edelstahlscheiben. Die lassen sich auch noch gut mit einer normalen Feile bearbeiten, rosten aber nicht.

Die Scheibe auf dem Foto ist nicht aus Edelstahl.

Der Abstand zwischen Lager und Schraubenloch ist bei meinen QX übrigens deutlich kleiner, als 3 mm. Ich habe jetzt nicht nochmal nachgemessen, aber es könnte ca. 1 mm sein. Da muss man dann deutlich mehr abfeilen, als auf dem Beispielfoto. Verwendet habe ich diese Lösung, um den d’brake vernüftig montieren zu können - also nur auf einer Seite der Lagerschale.

So ich grabe den alten Beitrag wieder aus.

Habe nun bei einer neuen Gabelserie das ausprobiert: 2 Unterlegscheiben M6 pro Schraube.

Fazit: Funzt einwandfrei und das Rad dreht und dreht … und ist trotzdem fest angezogen.

Ich nenne es neu BSS System (Bearing Shell Spacer)

Tönt doch besser als “Schlitz mit unterlegscheiben auffüllen” :slight_smile:

Bild 1: ohne Unterlegscheiben

https://www.einradshop.ch/einrad-kaufen-schweiz/4569-large_default/one4all-lemon-einradgabel-alu-24-26-bss.jpg

Bild 2: Mit Unterlegscheiben

https://www.einradshop.ch/einrad-kaufen-schweiz/4571-large_default/one4all-lemon-einradgabel-alu-24-26-bss.jpg

Bild 3: So wirds gemacht.

In meinem Fall 2 Scheiben aufeinander pro Schraube

https://www.einradshop.ch/einrad-kaufen-schweiz/4570-large_default/one4all-lemon-einradgabel-alu-24-26-bss.jpg

Richtiger wäre es halt, wenn die Hersteller die Lagerschalen nicht einzeln, sondern Paarweise fertigen würden und gleich in die miteinander gepaarten Lagerschalen den Lagersitz fräsen (mit Passung) und dann den einen Teil an die Gabel schweißen. Ich weiß halt nicht, wie aktuell die Fertigungstoleranzen an den Lagerschalen sind. Hat ein und die gleiche Gabel immer den gleichen spalt, oder schwankt das innerhalb der Serie? Wenn da noch grobe Schwankungen drin sind, müsste man ja eigentlich jedes Mal ausblocken um die richtige Scheibendike zu ermitteln.

wo ich die Scheiben auch definitiv empfehlen kann, ist beim d’Brake, weil der sonst nicht flächig aufliegt.

Das Beste ist immer noch wenn das Lager in die Lagerschale gepresst wird, wie zb. bei den Pichler Einrädern oder früher bei den Imholz Einräder, bei letzteren war es so, dass die Lagerschalen einen Langen Stift hatten, den man dann unten in die Gabel auf beiden Seiten einführte und festschraubte. So war auch immer das Rad in kürzester Zeit ausgebaut. Und im Gegensatz zum Klemmsystem rollten sie definitiv besser.

Und ja, es gibt einfach Fertigungstoleranzen und es traut sich wohl kein einziger Hersteller den Schlitz ganz zuzumachen. Ich denke Kris Holm ist da am Nächsten.

Hi,

es ist so krass… Ich habe meine Einräder mit “Speedbooster” also, mit ein paar Unterlegscheiben für wenige Cent “nachgerüstet”.

Zugegeben wäre ich ohne diesen Thread nie auf diese Idee gekommen. Um so erstaunlicher finde ich den Effekt dieser unscheinbaren Maßnahme! Ich finde, dass meine Einräder jetzt deutlich besser “laufen” und auch das vorher immer gegenwärtige Knacken beim bergauf fahren unter Vollast ist komplett weg. Zudem fällt mir bergauf fahren jetzt auch leichter. Ein bisschen Placebo Effekt ist vielleicht auch dabei. Aber ich freue mich trotzdem.

Echt super! Vielen Dank für diese Idee.

Gruß,

Sven

Mach eine Doppelblindstudie. Gib dein Einrad einer Person deines Vertrauens die mit einem Inbusschlüssel umgehen kann. Der/die soll die Unterlegscheiben reinbauen oder auch nicht, dir aber nicht verraten ob sie drin sind. Das ganze mit Klebeband blickdicht abdichten. Und dann darfst du testen und deine Einschätzung abgeben ob du gerade mit oder ohne Unterlegscheiben fährst. Das ganze mehrfach wiederholen. Und uns dann die Trefferquote mitteilen.

Als kleines Gimmick kann dein Testleiter ja auch mal nur auf einer Seite Unterlegscheiben einbauen. Mal schauen, als was du das dann einstufst.

Ja, von außen jeweils mit 2 Schrauben, hatten wir auch haufenweise. Der Bolzen hatte allerdings in den Gabelrohren zu viel Spiel (weil solche Rohre aus denen die Gabeln geschweißt wurden eine recht grobe Toleranz haben). Wenn man nicht permanent die 4 Schrauben kontrollierte, fing der Bolzen irgendwann an, sich minimal in der Gabel zu bewegen. Dann Riss das Gabelrohr zwischen den beiden Schrauben und dann unterhalb der Schrauben auf und die Gabel ging unten außeinander wie eine Schlaghose. Ich habe über 20 Einräder so kaputtgehen sehen. Wir haben dann die Gabel immer wieder im Schraubstock zusammengetrieben und schwere Stahlhülsen drübergeschoben. Die Zeiten wünsche ich mir eigentlich nicht zurück.

Einfacher wäre es vermutlich die Lagerschalen mit Übermaß zu fertigen und dann eine Vorrichtung zu haben, mit der sie auf exaktes Maß geschliffen werden.

Ja das sind die billigen Taiwan Import- Einräder. Die gehen alle kaputt irgendwann. Hatte diese Erfahrung auch gemacht in den Vereinen. Auf Nachfrage beim “Hersteller” hiess es dann “Du bist der Erste mit diesem Problem”. Dabei hatten Viele das gleiche Problem.

Es gab aber bessere Beispiele: Imholz Einräder, die hatten eine ähnliche Vorrichtung, die Schrauben waren aber hinten und nicht seitlich. Da ist mir kein einziger Fall bekannt. Und die drehten und drehten. Mit diesem System baute ich meine ersten Renneinräder mit schmalen Naben. Das war so ende 90er anfangs 2000. Punkto Rollverhalten waren die einfach besser als Gabeln mit Klemmsystem.

Punkto Lagerschalen gebe ich Dir theoretisch Recht, aber es sind nicht alle Kunden handwerklich begabt und wollen rumschleifen und feilen. Daher halte ich diese Lösung nicht für Massentauglich. Daher finde ich es besser den Luftschlitz “aufzufüllen”. Von den ersten Kunden habe ich allesamt positive Feedbacks erhalten. Es ist aber teilweise so, dass zuerst 2 Unterlegscheiben genommen wurden und diese später auf eine reduziert wurden, da die nötige Distanz ein bisschen kleiner gworden ist.

Diese Aufgabe sehe ich eigentlich beim Hersteller