Sattelfeste Potenzprobleme
Zu häufiges Fahrradfahren kann zu erektiler Dysfunktion führen - Kribbeln und Taubheitsgefühl im Genitalbereich erste Anzeichen
“Es gibt nur zwei Sorten männlicher Radfahrer - die einen sind impotent, die anderen werden es.” Mit dieser Warnung löste der Bostoner Urologe Irwin Goldstein 1997 Panik unter vielen Radfahrern aus. Er erntete mit seinen Aussagen Kritik in Fachkreisen, vor allem, weil er keine wissenschaftlichen Beweise für seine Theorien erbrachte.
Dauerhafter Druck
Fast zehn Jahre später zeigt sich, dass Männer die einen Großteil ihrer Freizeit auf dem Rad verbringen, tatsächlich häufig eine erektile Dysfunktion entwickeln. Grund dafür ist der dauerhafte Druck durch schmale Sättel. Spürbar kann diese Beeinträchtigung der Nerven und Blutgefässe im Genitalbereich durch Kribbeln und Taubheitsgefühl werden.
Männerfreundlicher Damensattel
Der ideale Sattel ist noch nicht erfunden. Am männerfreundlichsten ist der altmodische Damenrocksattel ohne Sattelnase. In sämtlichen Satteltests zeigte sich, dass der Druck auf den Damm (Region zwischen Hoden und After), umso größer ist, je schmäler der Sattel ist. Ein breiter Sattel gewährleistet demnach eine gute Durchblutung.
Ideal - Hinten breit und vorne schmal
Für Langstreckenradler ist der “unmännliche” Damensattel nicht nur optisch keine Lösung. Er bietet zusätzlich nicht den erforderlichen Halt. Ein Kompromiss ist der ergonomisch geformte Sattel. Hinten breit, entlastet er die Sitzbeinhöcker des Gesäßes und trägt somit einen Großteil des Körpergewichtes. Vorne schmal, schont er, mit zusätzlicher Aussparung um Hoden und Damm, den Genitalbereich.
Sitzhöhe und Sattelneigung
Der Sattel sollte waagrecht oder leicht nach vorne geneigt sein. Tritt der Fahrer in die Pedale ist es wichtig, dass die Beine nie völlig ausgestreckt werden. Eine niedrige Lenkerhöhe reduziert zusätzlich den Druck auf den Genitalbereich. Lästige Lustkiller wie reibende Nähte zwischen den Beinen können durch nahtlose gepolsterte Radlerhosen vermieden werden. Und ein ständiger Wechsel zwischen sitzendem und stehendem Fahren mindert die Druckgefahr ebenfalls
Therapie bei lang anhaltender Mangeldurchblutung
Hat der Vielfahrer bereits eine Erektionsstörung, so ist eine Belastungspause die beste Therapie. Wichtig ist es dann vor allem die nächtlichen Erektionen zu unterstützen damit eine Schwellkörperfibrose vermieden wird. Dafür kann eine vorübergehende Therapie mit einem PDE-5 Hemmer (Viagra) in einer sehr niedrigen Dosierung eingesetzt werden. Ziel ist es dabei, mit einem so genannten “steady state” (konstanter Spiegel im Blut) die nächtlichen Erektionen zu gewährleisten, bis die andauernde Mangeldurchblutung nachlässt.
Andere Störungen bei “Dauerfahrern”
Abgesehen von der erektilen Dysfunktion gehören das Hodentrauma, die Entzündung des Nebenhodens (Epididymitis), Nebenhodenzysten, und das Straddle Trauma (stumpfe Prellung an Hoden und Penis) zu der Vielzahl an möglichen genitalen Erkrankungen. Bei Extremsportlern ist auch das Hodentumorsrisiko doppelt so hoch wie bei Nicht-Radfahrern.
Nur nicht übertreiben - Radeln ist gesund
Die positiven Auswirkungen des Radfahrens für Herz und Kreislauf sind unumstritten, das Risiko liegt im Extremen. Pedalritter haben im Vergleich zu Couchpotatoes nach wie vor ein deutlich geringeres Impotenzrisiko. Nur bei Dauerbelastungen von über 400 Kilometer in der Woche sind sattelfeste Potenzprobleme nachgewiesen. In dieser Gruppe leiden 24 Prozent an erektilen Dysfunktionen. (phr)