Odesskaja Sotka - Одесская сотка

Vorwort
Hier der auf das Wesentliche reduzierte Bericht von unserer Teilnahme an der “Odesskaja Sotka 2014”, solange die Eindrücke noch frisch sind.
Ihr findet unendlich viele Videoclips unter YouTube, vor allem wenn ihr zur Suche kyrillisch geschriebene Begriffe wie «одесская сотка» «100 за 10», verbunden mit einer Jahreszahl verwendet (copy&paste).
Ich verzichte im Weiteren auf kyrillische Zeichen, um die Mehrheit der Leser nicht zu verwirren.

Geschichte der Veranstaltung
Die Veranstaltung nennt sich “Odesskaja Sotka” (Sotka übrigens mit stimmlosem S), wäre wohl mit “Die 100km von Odessa” zu übersetzen, fand erstmalig 1983 statt und soll an die Befreiung Odessas am 10. April 1944 erinnern.
Die Route beginnt traditionell im Schewtschenko-Park am “Denkmal des unbekannten Matrosen”, durchläuft dann mehrere Ortschaften westlich und südwestlich der Stadt, um dann in einem militärhistorischen Freiluftmuseum, der „Gedenkstätte der 411-ten Batterie“ zu enden. Dementsprechend gehören Überschriften wir “100 Kilometer des Gedenkens”, “100 km auf dem Band des Ruhms”, “Nichts und niemand ist vergessen” zum Erscheinungsbild.
Es gibt mehrere Disziplinen und Distanzen. Die für Einradfahrer interessanteste ist wohl “100 km in 10h”.

Gegenwart der Veranstaltung
Obwohl militärische Symbolik natürlich allgegenwärtig ist, erinnert die Stimmung unter den Teilnehmern eher an ein Treffen von Fahrradenthusiasten wie man sie von ADFC-Sternfahrten und dergleichen gewohnt ist. So sind auch die seltsamsten Gefährte unterwegs.
Diesmal gab es ca. 1500 Teilnehmer, was wohl ein guter Schnitt ist.
Das diesjährige Rennen war zudem beeinflusst von der gegenwärtigen politischen Lage in der Ukraine. Nicht wenige Teilnehmer hüllten sich in die Nationalfahne oder führten diese mit sich.

Unsere Vorbereitung der Sotka
Sportlich
Glücklicherweise war die Wetterlage zu Beginn dieses Jahres schon so, dass man sich Fahrpraxis und Kondition im Freien holen konnte. Die Wochen vorher hatte ich auch schon einiges an Zeit auf dem Crosstrainer verbracht, so dass wir uns fit genug für die Sotka fühlten. Das ganze Projekt, wäre fast noch gescheitert, weil ich mir 6 Wochen vorher eine Bänderdehnung im Sprunggelenk zugezogen hatte. Letztlich haben mich nur die meiner Meinung nach sauguten Ankle-Guards gerettet.
Organisatorisch
Als Unterkunft hatten wir für die Zeit ein kleines Apartment im Stadtzentrum gebucht (keine 200m von der Oper entfernt, 30€/Nacht). Dort war alles vorhanden, und es hätten auch noch 2 weitere Personen einen Schlafplatz gefunden.
Die Flüge hatten wir auch rechtzeitig gebucht (Berlin-Wien-Odessa für ca. 250€/Person). Die Einräder hatten wir in einer Fahrradtasche verstaut und als Sportgepäck mitgenommen (ca. 60€). Uns war es vorher nicht gelungen, irgendwie per Internet an Opernkarten zu gelangen, die konnten wir aber dann problemlos vor Ort kaufen.

Der Tag der Sotka (12.04.2014)
Das Wetter war einfach nur bescheiden, kühl und regnerisch. Die Sonne war den ganzen Tag über nicht zu sehen (voriges Jahr fand das Ganze bei strahlendem Sonnenschein statt), dafür blühten schon die Obstbäume und überall sah man frisches Grün.
Die Registrierung und Ausgabe der Rennunterlagen zog sich hin, so dass zeitgleich schon die Feierlichkeiten am Denkmal begonnen hatten.
Beim Start stellten wir uns brav hinten an (keine Privilegien), was ich später bereute. Das Feld wurde zwar durch Führungs- und Schlussfahrzeuge begleitet, zog sich aber nach kurzer Zeit immer weiter auseinander, so dass wir uns irgendwann mitten im samstäglichen Einkaufsverkehr wiederfanden.
Glücklicherweise hatte ich immer zwei Schutzengel dabei (Maleika und mein Bruder), die mich so gut es ging von hinten abschirmten.

kurz nach dem Start mit Geleitschutzengeln

Die Strecke war kurz nach dem Winter auch teilweise noch reparaturbedürftig, so dass ich betont defensiv fuhr.
Allein die Tatsache, dass wir hin und wieder noch andere Teilnehmer mit ähnlichen Problemen sichteten, machte uns Hoffnung. Irgendwann waren dann die ersten 10km vorbei und es ging auf der Autobahn weiter, wo ebenfalls reger Verkehr herrschte.
Nach deren Verlassen ging es etwas gemütlicher zu, und ich traute mich über längere Strecken auch mal hochzuschalten.
Zwischenbemerkung zum Straßenbelag: So schlecht war der eigentlich gar nicht, wenn man bedenkt, dass auch bei uns bis zur Beseitigung der Frostschäden immer etwas Zeit vergeht.
Mehr noch – zwischen den Dörfern, durch die wir später fuhren, gab es Abschnitte, die absolut glatt waren. Wenn ich nicht so’n Schisser wäre, der ab 25km/h Fracksausen kriegt, und nicht meine jüngste Blessur ständig im Hinterkopf gehabt hätte – da wären persönliche Rekorde möglich gewesen.
Nach zähen 35km war endlich der erste Kontrollpunkt erreicht.
Ich freute mich schon auf die Leckereien, die wir per Webformular unter Angabe der Startnummer dort bestellt hatten. Vor dem Rennen hatte ich noch meine Mitfahrer kritisiert, dass sie allerlei Energieriegel und Kalziumpräparate eingepackt hatten. Gut, das sie sich davon nicht beeinflussen ließen. Das mit der Bestellung über besagte Formulare war wohl mehr so’ne Idee, die irgendwann von den Organisatoren wieder zu den Akten gelegt wurde. Außer heißem Tee und Wasser – Fehlanzeige. Vielleicht klappt‘s ja nächstes Jahr. So konnte ich die Erfahrung machen, dass diese überteuerten Energieriegel durchaus ihr Geld wert sind.
Außerdem versorgte mich eine Truppe aus Poltawa/Schytomyr in Ermangelung des Wodkas mit dem ortsüblichen Cognac aus der Feldflasche. Die fanden unser Video gut und kannten daher meine Bedürfnisse.
Nach dem KP gab es einen sehr langen aber für mich noch fahrbaren Anstieg, wo viele der anderen Teilnehmer abstiegen und ihre Räder lieber schoben. Das hat mich natürlich zusätzlich aufgebaut.
Am zweiten KP ging wie bei jedem Halt wieder ziemlich viel Zeit für’s Fotoshooting drauf, hätte nicht gedacht, dass ich alter Mann nochmal zum Model mutieren würde.
Nach 50km entschied ich die Kurbeln auf 125mm runterzuschrauben und den Rest der Strecke gemächlicher, aber dafür kraftschonend im 1. Gang in Angriff zu nehmen.
Zwischenzeitlich hätte ich mir hin und wieder den 2. Gang gewünscht, hatte aber keinen Bock auf Experimente und wollte die Kurbeln auch nicht mehr zurückschrauben.
Am 3. KP gab‘s dann nochmal Cognac von den Leuten aus der Ostukraine, die wir danach abhängten und erst im Ziel wiedertrafen.
Nach dem 4. KP, bei dem es dann doch eine heiße Kascha zu essen gab, ging es allmählich wieder zurück in den Stadtverkehr und Ivan (eine der guten Seelen der Tour) setzte sich mit seinem blauen Sotka-Kleinbus für ein paar Kilometer als Verkehrsberuhigung hinter uns. Er hatte eigentlich damit gerechnet, dass er mich spätestens nach 50km aufsammeln würde.
Nach 8:27h waren wir dann tatsächlich im Ziel – und wir waren längst nicht die letzten.
Ausgiebiges Fotoshooting – Schaschlik – Wodka – und alles war gut!
Schaut euch bei Interesse die Videos an. Ich werde auch eins hochladen.
Zwei Fotos nach der Zielankunft kann und will ich euch trotzdem nicht ersparen :p.

Leonid, einer der beiden Chefs der Sotka ->

Guppenfoto mit Traditionsverein
(Die Jungs und Mädels hatten extra auf uns gewartet).

Der Tag danach
Eigentlich hatten wir so etwas wie Muskelkater erwartet, dem war aber nicht so. Einziges Handicap und eine Lehre für ähnliche Vorhaben in der Zukunft: enges Hemd darunterziehen oder Brustwarzen abkleben. Dort hatten die 100km bei mir unangenehme Spuren hinterlassen. Trotzdem fühlten wir uns fit genug für die anberaumte geführte Fahrrad-Stadtrundfahrt.
Ausgangspunkt war der Stadtpark und nach dem obligatorischen Fotoshooting galt das Interesse einiger Teilnehmer vor allem meinem Gefährt, dessen Funktion und Technik.

Dann ging‘s los, und nach kurzer Zeit hätte ich es gerne geschrumpft, mindestens auf 24 Zoll.
Wer mal 1h lang mit dem 36er Schritttempo fahren musste und das noch bergauf und bergab, kann sich vorstellen, wovon ich rede.

Fazit
Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis wir die Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnisse dieser Woche in Odessa verarbeitet haben.
Odessa ist schon irgendwie speziell, aber wir mögen diese Stadt, die neben der Sotka noch viel mehr zu bieten hat. Vor allem haben wir viele Leute dort kennen und schätzen gelernt, zu denen wir sicherlich Kontakt halten werden.
Ob ich noch einmal die Sotka fahren werde, weiß ich nicht, aber nach Odessa muss ich unbedingt noch einmal:
Die Treppe ruft!

;):smiley: :sunglasses: :slight_smile:

Ziel-1.jpg

Ziel-2.jpg

Stadtrundfahrt-1.jpg

Stadtrundfahrt-2.jpg

Sotka-foto-klein.jpg

Danke, schöner Bericht

Danke für Deinen sehr, sehr schönen Bericht!

Gruß Peter

Danke das wir alle im nachhinein daran teilhaben durften, hab mich sehr gefreut diesen Beitrag zu lesen.

Grüße

Byc

Sotka-Video

Habe unser Video von der “Odesskaja Sotka 2014” gerade hoch geladen,
aber bewusst nicht im offiziellen Video-Trööt verlinkt, weil doch ziemlich wenig Einrad zu sehen ist.

http://youtu.be/l_KMJMyXJJQ

Viel Spaß :D!

Damit die Mehrzahl der Sotka-Teilnehmer auch etwas davon hat, werden wir noch eine zweite Version fertigen (Texte auf Russisch).

12:05 Yes, I was dumb enough to keep watching until our pirat came past…

Nice report too.

Cheers
James

Na dann hat sich das Warten doch gelohnt! Immerhin gibt’s dazu noch gratis den Escort-Service der Miliz :sunglasses: !

Danke :)!

ein toller bericht und das video ist echt erste sahne.
ich fürchte wir werden euch mal bei einem eurer liveshows in berlin besuchen.:wink:

Die Online-Anmeldung für die 33. Auflage der Odesskaja Sotka ist eröffnet.
Termin: 4. April 2015
Die Hauptseite wird anscheinend erst nach und nach aktualisiert, wobei sich
die Ausschreibung aber nur noch unwesentlich ändern dürfte.

So, nun erhielt ich den Aufruf vom Veranstalter per mail auch in englisch:

Are you interested in bikes and cycling? I found your address on the web pages of bike manufacturers and decided to invite you to a cycling competition in Odessa, Ukraine, that will take place the 4-th of April, 2015. This is a traditional, international competition that we held every year since 1983. Last year it gathered 2000 cyclists from all parts of Ukraine and other 10 countries.
Participants can be of any age and can use whatever bicycle-like device, a device with wheels and pedals (bike, unicycle, wheel chair etc). The distance to pedal is 100 km and one must do it within 10 hours; that is why the competition is called “100 kilometers in 10 hours”.
Our goal is to promote a healthy life style in all groups and among the participants there are professional cyclists and handicapped people in wheel chairs who want to test their endurance. Participation fee is affordable.
Here is a little history of training and participation of a team from Germany:

Young generation actively takes part in a bicycle rally:

The deputy of the Odessa City Council Etnarovich:
Подготовка велоралли -3 - YouTube
The deputy of the regional council Voloshenkov:
Подготовка велоралли - заключительный этап - YouTube

A little history of recent years:
2013: - YouTube
2014: - YouTube
The event was widely covered by the media:
http://100km.odessa.ua/video2014.html
After a brief introduction to the history and the present of bicycle rally, let me get to the point of my conversion:
Firstly, we invite you to personally take part in our competition!
Registration has already opened!
https://docs.google.com/forms/d/1Fdr_HXcxiNNmhTb7QJDEd4yHJ0p7ES43elu0ZIVdjiA/viewform
Secondly, if you cannot personally participate, we invite you to support “100 kilometers in 10 hours” competition as a sponsor!
To our sponsors we provide a lot of space for advertisement including our web site (http://100km.odessa.ua/), road flags and banners at each of 6 check points as well as participant number plates and road maps distributed to every. We will make your company visible and well known in Ukraine as our representative go on all around Ukraine information tour.
If the second option, for whatever reasons, does not fit, there is the third opportunity:
if possible, please, spread this information among your relatives, friends and acquaintances or in social networks available to you and the Internet.
Thanks for your attention, sincerely, Leonid Rzhepishevsky, the coordinator of the project “Association” Odessa bicycle rally and the chief coordinator of the bicycle competition "100 kilometers in 10 hours. "
PS: I look forward to your reply!
http://100km.odessa.ua/
velo100@ukr.net
+380663640541

Hee, Pankepirat … du bist einem Ami-Einradfahrer in Facebook aufgefallen.
Scheinbar bist du in einer Fernsehwerbung verwurstet worden:

Bei 00:05 min.

jockie, kannst du mir mal verraten, wie du es schaffst, sowas immer aufzustöbern? Welche Tools verwendest du fürs Datamining?

Ich lasse aufstöbern :wink:

Ich mag FB nicht besonders und bin dort auch nicht zugange, wüsste aber nur zu gerne, wer mich da eigentlich verpetzt hat, indem er meine Forumsidentität verriet (geschwärzter Screenshot).
Sei’s drum – wo’s nun mal raus ist – egal.
Aber Jockie – der Trööt passt nicht. Mit der Sotka hat das wenig zu tun. Darum ziehe ich zur weiteren Klärung des Sachverhaltes um.
Auch wenn es sich nur um eine einzige Sekunde handelt – Fernsehen bleibt Fernsehen!:slight_smile: