Einradtour vom 14.-16. März 2014
Geplante Einradtour von Rathen nach Leipzig mit folgendem Streckenverlauf:
Von Rathen bis Schirmenitz über den Elberadweg (von ca. km 21,5 bis km 122,5)
dann weiter von Schirmenitz bis Leipzig über den Leipzig-Elbe-Radweg (insgesamt 72,4 km)
und zu guter Letzt noch wenige Kilometer vom Leipziger HBF nach Hause.
Am Freitag, den 14. März, fahre ich mit dem Zug von Leipzig nach Pirna und von dort weiter mit dem Einrad auf die Karl-Stein-Hütte in Rathen. Nach einer erholsamen Nacht, einem ausgedehnten Frühstück auf der Hütte und einem kleinen Fotoshooting davor, starte ich gegen 9:20 Uhr meine Einradtour. Mein Rucksack wiegt knapp über 15 kg.
Zu Beginn der Tour nieselt es leicht. Der Nieselregen hört aber zwischen Wehlen und Pirna wieder auf, dafür wird der Wind stärker. Ich habe fast durchgängig mittleren bis starken Gegenwind und häufig Windböen, vor allem von vorne und von links, seltener aber auch von rechts. Zwischen Pirna und Dresden wirft mich eine heftige Windböe von links vom Einrad. Ich selbst kann auslaufen und falle nicht hin. Um ca. 11:15 Uhr erreiche ich das Blaue Wunder in Dresden. In Dresden halte ich zweimal kurz für ein Foto an.
Um 13:00 Uhr mache ich meine erste Pause in der Gohliser Mühle. Ich wurde bisher noch keinmal von Stützradfahrern überholt, habe aber selbst mehrere überholen können. Zwei davon haben ihre Räder geschoben, offensichtlich war ihnen der Gegenwind zu stark. Ich bin erstaunt, dass sich meine dünne Funktionskleidung bei Außentemperaturen zwischen 6 und 10°C immer noch warm genug anfühlt. Jetzt bei der Pause in der warmen Mühle merke ich aber schon, wie ich langsam wieder warm werde. Bin wohl doch ein wenig ausgekühlt gewesen. Die Softshell will ich aber noch nicht anziehen, ich denke damit würde ich nur schwitzen. Das Thermometer zeigt momentan 10°C an. Hinter Dresden gibt es noch einmal einen kaum nennenswerten Nieselregen, der aber klackende Geräusche auf meinem Helm macht. Ist das vielleicht feiner Graupel? Esse jetzt 2 Wiener mit Brot und trinke Apfelschorle, gleich gönne ich mir noch Kuchen mit Milchkaffee. Durch das Fenster sehe ich, dass die Sonne herauskommt und freue mich auf die Weiterfahrt. Ich bin in der Gohliser Mühle der einzige Gast. Die Wirtin sagt, dass am letzten Wochenende mehr los war. Viele schreckt wohl das Wetter (starker Wind und Regenschauer angekündigt) ab. Auch beim Fahren sehe ich nur selten Radfahrer.
Nach 20 Minuten Pause geht es weiter. Nur wenige Kilometer hinter der Mühle wirft mich wieder eine Windböe vom Einrad. Ich kann wieder auslaufen ohne hinzufallen. Der Gegenwind wird deutlich stärker. Das Fahren ist zeitweise ziemlich anstrengend. Nach meiner Karte müsste ich für die Strecke von Niederwartha bis Meißen die Elbseite wechseln, der Radweg ist aber auf meiner Seite ausgeschildert. Offensichtlich wurde hier der Radweg teilweise erst vor kurzem gebaut. In Meißen bekomme ich Lust auf Äpfel. Eigentlich wollte ich welche eingepackt haben, habe es dann aber leider doch vergessen. Trotzdem mache ich hier wenigstens 5 Minuten Pause. Hinter Meißen muss ich das Einrad immer mal wieder eine kurze Strecke schieben, weil der Wind zu stark wird. Teilweise muss ich sogar aufpassen, dass mich der Wind beim Einradschieben nicht umpustet. 10 km vor Riesa nimmt das Schieben überhand. Jedes Mal, wenn der Wind etwas nachlässt, steige ich erneut aufs Einrad um schneller voranzukommen. Das ständige Aufsteigen bei Wind mit 15 kg auf dem Rücken ist ziemlich anstrengend. Ich bin kurz vorm Verzweifeln, weil ich Riesa möglichst bis 18:00 Uhr erreichen will. Letztendlich komme ich um 18:10 Uhr in Riesa an. Erst fahre ich durch Riesa hindurch, um am Ortsende nach einer Gaststätte zu suchen. Aber hier scheint es keine zu geben, also geht es wieder zurück in Richtung Stadtzentrum. In der Nähe vom Bahnhof finde ich eine Pizzeria, die ich gegen 19:45 Uhr betrete. Die anderen Gäste bezahlen gerade und nach 5 Minuten bin ich wieder der einzige Gast. Anstelle eines Apfels stürze ich mich auf einen Salat als Vorspeise und lasse mir bei der anschließenden Pizza umso mehr Zeit. Über GoogleEarth habe ich mir schon einen Platz zum Zelten ausgesucht. Bis dahin sind es nur noch wenige Kilometer. Deshalb gönne ich mir auch noch ein Bier. Eigentlich hatte ich mir ja ein kleines Fläschchen Rotwein für abends im Zelt gekauft. Dieses musste aber leider aus Gewichts und Platzgründen zu Hause bleiben.
Nach der Pizza ist es draußen dunkel. Der Vollmond, der vorher schon zu sehen gewesen war, versteckt sich jetzt hinter Wolken. Es ist immer noch windig und böig, aber nicht mehr so schlimm wie vorher. Frisch gestärkt fahre ich die letzten Kilometer zu meinem Zeltplatz, den ich um 22:00 Uhr erreiche. Ich bin heute über 90km weit gefahren.
Ich baue das Zelt auf und putze Zähne. Kaum bin ich im Zelt, fängt es an zu nieseln. Per Handy bekomme ich die Information, dass heute Windstärke 6 war, morgen soll es Windstärke 9 geben. Das klingt nicht gerade ermutigend. Das Zelt steht zum Glück recht windgeschützt. Auf 2 Seiten ist ein Deich, der mindestens dreimal so hoch wie das Zelt ist. Einer davon steht in Windrichtung direkt vor dem Zelt. An den anderen Seiten stehen in ca 50 Meter Entfernung Bäume und Sträucher. Ich zelte also in einem Talkessel, aber 20-30cm oberhalb der tiefsten Stelle, um nicht baden zu gehen. Dafür ist der Untergrund ein wenig geneigt. Jetzt ist es 23:20 Uhr: Zeit zu schlafen.
Der Wind wird tatsächlich noch heftiger. Das Zelt stand beim Aufbau an einer windstillen Stelle. Jetzt bläht es ständig in die Seite vom Zelt, dass sich die Stangen biegen. Ich überwinde mich und drehe das Zelt um ca. 20°, damit es optimal gegen den Wind ausgerichtet ist, und schließe die Lüftungsschlitze. Jetzt steht das Zelt deutlich ruhiger und ich kann beruhigt schlafen.
Es hat die ganze Nacht geregnet. Ich plage mich mit der Frage, über Riesa heim zu fahren oder zu versuchen, die Strecke zu schaffen. Fahre ich weiter, dann gibt es keine weiteren Bahnhöfe in der Nähe. Ich werde erst mal frühstücken und das Zelt abbauen. Danach kann ich mich immer noch entscheiden. Es ist jetzt 7:50 Uhr, das Thermometer zeigt im Zelt 8°C an. Draußen ist es bestimmt noch etwas kälter. Beim Frühstück auspacken finde ich ein Papierschirmchen in meinem Rucksack. Ob der sich zum Schutz vor Regen eignet? Aber ich habe Glück: nach dem Frühstück hört der Regen auf.
Ich steige wieder aufs Einrad um zu testen, wie es sich heute fahren lässt und gegebenenfalls nach Riesa umzukehren. Das Fahren klappt problemlos und ich bin guter Hoffnung, die Strecke nach Leipzig noch zu schaffen. Aber nach 5 km wird der Wind stärker. Ich bin optimistisch und schiebe das Einrad weiter, in der Hoffnung, dass der Wind bald wieder etwas schwächer wird. Pustekuchen. Ab hier gelingt es mir nicht, mehr als 200 m am Stück zu fahren bis die nächste gewaltige Windböe ankommt. Weil ich nicht auf die Karte sehe, sondern mich auf die Ausschilderung verlasse, schiebe ich einen Umweg von mindestens 1 km. Mir wird dabei bewusst, dass ich seit Riesa keine Beschilderung des Elberadweges mehr gesehen habe, nur in der Gegenrichtung und mich ausschließlich nach meiner Karte orientiere. Nur im Falle meines Umwegs stand da mal wieder ein Schild.
In Schirmenitz sehe ich ein, dass ich den Weg nach Leipzig nicht mehr schaffen kann und organisiere, dass ich in Treptitz abgeholt werde. Die 4 km schaffe ich noch und kann sogar mehrfach für 100-200 Meter aufs Einrad steigen. Mehr lässt der Wind nicht zu. In Treptitz mache ich dann Mittagspause und freue mich darauf, mich bald ins warme Auto setzen zu können. An diesem Tag habe ich in vier Stunden nur 15 km geschafft.
Nachtrag: Da nehme ich vor meiner Tour jedes einzelne Teil in die Hand und überlege aus Gewichtsgründen, ob ich das nun wirklich brauche, und dann finde ich zu Hause beim Auspacken noch ein Glasröhrchen mit 2 Vanilleschoten im Rucksack (im Fach für die Trinkblase!). Die muss ich vor längerer Zeit einmal bei einem Einkauf im Rucksack vergessen haben. Nobel geht die Welt zugrunde.