Theorie: coasting, wie soll das gehen?

Kann hier jemand “coasten” ?

In der winterlichen Einrad-freien Zeit fiel mir ein Erlebnis der ersten Tage auf dem 29" Rad ein.

Ich wollte absteigen vom 29", also schwang ich beide Beine nach hinten um auf ihnen zu landen. Ergebnis : ich rollte weiter.( Action Reaktion) Mist wie komm ich von dem Teil nun sicher runter dachte ich und wollte nicht ( mit Beinen hinten) nach vorne kippen. Also schwang ich die Beine nach vorne. Ergebnis: ich rollte wieder weiter.
Auf diese Art “coastete” ich mindestens 6 Meter. Das war ein “irre” angenehmes Fahr/Roll-Gefühl. Das ist jetzt nicht als Witz gemeint.
Ich würde nie freiwillig versuchen zu “coasten”. (Angsthäsin)
Mich würd schonmal intereressieren ob das nun wirklich ein so extrem schwerer Trick ist

oder ob das jeder mit viel Übung schaffen kann? ?

Und wie man sich stabilisiert. Muss man ein freies Bein kontinuierlich hin und her schwingen ? Umgekehrt als wenn man einen Besenstiel auf der Hand balanciert ?

Oder geht das gar nicht und alle Freestyle küren sind Video-bearbeitet ?:smiley:

Ich denke mal, vor dem Coasten kommt das Einbeinig-Fahren, gefolgt vom Gliden.
Bei jeder Stufe entwickelt sich das für das Coasten nötige Gefühl weiter.

Ungefähr die Hälfte der Leute stellen beim Coasten beide Füße auf die Gabel, die andere Hälfte stellt einen Fuß auf die Gabel und nimmt das andere Bein als freies Spielbein, so wie du das bei deinem unfreiwilligen Coastingerlebnis auch beschrieben hast. Es geht also beides.
Coasting braucht relativ viel Übung. Aber wenn man es kann, dann kommt man damit auch ernsthaft vorwärts. Bei Coastingwettbewerben (dabei geht es um Weite) ist es üblich, daß die Besten nicht abbrechen, weil sie runterfallen, sondern weil sie keinen Schwung mehr haben. So mancher steht dann auch mal ein paar Sekunden still, weil sich das Einrad ja vielleicht doch noch einen Zentimeter vorwärtsbewegen könnte.

hat da schon jemand Videomaterial gefunden ?
Die 1-2 Vids bei YT zu dem Thema zeigen das nicht so gut, finde ich.
Gibts ein Video über nen Coasting-Contest ? hab bei YT lediglich eins über Wheelwalk gefunden.

Ja, denke ich auch. Bein einbeinig fahren muss man ja auch ein kontrolliertes Rollgefühl haben wenn das Pedal über den toten Punkt geht.

Coasting = Fliegen auf dem Einrad!

Beim Coasting geht es darum, einen Impuls (evtl. vorher angehäuft) zu nutzen um damit möglichst lange zu rollen, bis zum erwähnten Stillstand in Coasting “Rennen”, wie der Wolfgang das so schön erklärt hat. Bekannt sind dazu drei Operationsalternativen, mit einem, zwei oder keinen Beinen auf der Gabel (wobei der letztere Fall äußerst selten ist, in Universe 2 (oder war es Defect?) ist zu Anfang ein sehr prominentes Beispiel eines 3 Umdrehungen Coasts zu sehen). Die Definition sagt soweit, dass beim Coasting kein Teil des Körpers den rotierenden Teil des Einrad (=Laufrad) berühren darf.

Zum Coasting selbst:
Das Coasting entsteht zumeist aus dem Einbeinfahren, Profis schaffen es aber auch aus voller Fahrt ins Coasting zu kommen, Felix Dietze ist da ein gutes Beispiel. Wichtig ist dabei eine ruhige Radführung vor dem Coasting. Durch das treten entstehen winzige Impulse, die dann durch den Körper “wandern” und entsprechend ausgeglichen werden müssen (= Koordination der Teilimpulse). Je geringer sie sind umso einfacher ist es, das zu tun. Daher erstmal eine ruhige Einbeinfahrt, in der auch schonmal das eine Bein am späteren Platz sitzt. Dann kann das zweite entweder auch auf die Gabel gesetzt werden oder frei hängen gelassen werden. Man muss beides ausprobieren um dann später zu entscheiden, wie man lieber coastet. Wird die Einbeinfahrt aufgelöst, dann wendet der Körper einen Schutzmechanismus an. Die Situation ist ungewohnt und der Körper wird versuchen die Embryo-Haltung einzunehmen um sich zu schützen. Diese Reaktion muss man dem Körper abtrainieren und dieser Situation Herr werden, quasi dem Bauch befehligen Standhaft zu sein.
Der Oberkörper ist leicht vorgeneigt (ausgehend davon, dass der Oberkörper die Verlängerung der Sattelstange ist). Der Köperschwerpunkt (KSP) ist etwa leicht vor dem Bauchnabel (siehe Anhang unten, 1ft Coasting nach rechts - nur leider ohne Einrad). Der KSP liegt damit in der “Impulsachse”? (wie nennt man diese? KSP von Fahrer/Einrad + Fahrgeschwindigkeit, vlt. kann sich hierzu mal ein Physiker, Mathematiker, Statiker, Maschinenbauer zu äußern).
Der Oberkörper kann und muss nun leicht schwankend bewegt werden, um die Teilimpulse aus der Rotationsbewegung des Laufrades zu kompensieren. Dafür gibt ein “festgestecktes” Winkelinterval (man klingt das beknackt!). Der Oberkörper darf nur soweit zurück genommen werden, wie der KSP vor dem Körper bleibt, sonst haut er durch den Körper nach hinten ab und der Coast ist fertig. Nach vorne genauso, neigt der Oberkörper zu weit nach vorne und der KSP verlässt die Impulsachse nach vorne, dann ist der Coast auch beendet. Die Steuerung geschieht also maßgeblich über den Oberkörper, die einfüßige Variante lässt aber auch noch eine zusätzliche Steuerung durch das Bein zu. Der Peter Hahn sagte zu mir mal, dass ich mir vorstellen solle, das Bein hänge in einem Bottich mit dickflüßigem, zähem Sirup. Beste Vorstellung, denn schneller sollte man das Bein auch nicht bewegen, da sonst die Koordination der Teilimpulse misslingt, es entsteht ein neuer Impuls statts einen vorhanden zu kompensieren.
Der Blick, obwohl immer ja immer für Küren anders propagiert, zeigt beim Fahren meistens 2-3m vor dem Einrad auf den Boden, fürs Coasting empfehle ich 5-7m, hier sollte man für sich selbst herumspielen um einen Idealen Wert zu finden.

Zusammenfassung:
[LIST=1]

  • Eine ruhige Einbeinfahrt als Voraussetzung für das Coasting
  • Das tretende Bein vom Pedal nehmen (auf Gabel oder frei hängen lassen) und dem Bauch befehligen Standhaft zu bleiben
  • Den Oberkörper stabilisieren, leicht wippen um die Impulse aus dem Rad zu kompensieren [/LIST]

    Fröhliches Fliegen
    gossi

    KSP Coasting.png

  • Was ist der Unterschied zwischen Gliden und Coasten?

    Beim Gliden bremst man mit dem Fuß auf dem Reifen, beim Coasting darf man (z.B. bei Wettkämpfen) das nicht.