Kurze, subjektive Zusammenfassung des Salzkammergut-Wochenendes
Ankunft Freitag kurz vor 14:00h im Quartier in Gosau. Gleich weiter zur Besichtigung der Downhillstrecke - erst noch ein paar Höhenmeter mit dem Auto, dann mit einer Gondel, die vermutlich noch nie zuvor Einradfahrer gesehen hatte (für David war’s nach eigener Aussage auch das erste Mal). Die Muni-Strecke selbst habe ich sehr schnell als zu anspruchsvoll für mich (und meine Krankenkasse) eingestuft. Nach knapp 50m (Massenstart!) ging es in einen Wanderweg (neudeutsch heißt das anscheinend: Single Trail), der einige Facetten eines Bergwanderwegs (eng, teilweise mit natürl. Stufen, …) aufzuweisen hatte. Einige Meter waren hier auch eben und leicht bergauf zu fahren. Danach ging es auf Wiesen und Hängen weiter, die im Winter als Skipiste dienen. War alles recht trocken und ließ sich noch ganz gut fahren, für Sa und So war aber viel Nässe angekündigt, also große Rutschpartie an den steileren Stellen.
Nach der Besichtigung duschen & umziehen, dann nach Bad Goisern ins Tal. Abholen der Startunterlagen f. Sa (26km Muni-Marathon). Viel los, insgesamt starten am Sa mehr als 3.400 Mountainbiker und 25 Einradfahrer und eine Einradfahrerin. Davids Einradshow verfolgt - was von weiter hinten zu sehen war, sah gut aus, leider war die Bühne für sowas ein bisschen zu niedrig. Anschließend zurück ins Quartier bei strömendem Regen, zu dem sich noch ein heftiges Gewitter gesellte. Große Hoffnung, dass der Wetterbericht noch recht behält und am Sa morgen alles trocken ist & bleibt.
Sa morgen 7:00h Wetter grau und leichter Nieselregen - kann eigentlich nur besser werden. Oder auch nicht. Regen wird stärker, lange Hose und Regenjacke scheinen zum Fahren angesagt zu sein - weshalb tue ich mir das überhaupt an? Aber ich bin schließlich Schwabe, das Startgeld ist bezahlt, jetzt wird auch gefahren. In Bad Goisern sind an allen Ständen (rund um Start&Ziel gibt es viele Stände von Radsport- und -zubehörfirmen) und in allen Sportgeschäften die erschwinglichen wasserdichten Bike-Jacken ausverkauft. Start der Einradfahrer ist kurz nach dem Start der Biker über die gleiche Distanz, heißt bei denen Schnuppermarathon (übrigens gibt’s hier das Höhendiagramm dazu) um ca 10:35h. Und tatsächlich hört es ca. zehn Min. vor dem Start zu regnen auf und wir können bereits bei Sonnenschein an den Start gehen. Also wenigstens die Regenjacke wieder einpacken - zur Sicherheit im Rucksack, kann also während des Rennens wieder angezogen werden.
Vom Rennen selbst ist es schwierig zu berichten. Diejenigen mit Ambitionen waren sehr schnell außer Sichtweite. Gleich die erste Steigung war zum Schluss ein unbefestigter Waldweg, einmal absteigen hieß den Rest schieben (war erlaubt). Zwischen km 5 und 10 wechselten Steigungen mit ebenen, teils leicht abschüssigen Wegen ab. Dort haben der jüngste Teilnehmer (Jg. 1994) und ich uns gegenseitig die Existenz der Hangabtriebskraft und deren Zusammenhang mit der zu bewegenden Masse bewiesen - bergab holte ich ihn ein und fuhr vorbei, an der nächsten Steigung war er wieder klar im Vorteil. Lag ein bisschen auch an seinen (170) und meinen (145) Kurbeln. Einen recht großen Vorsprung konnte ich mir dann vor der letzten und längsten Steigungsstrecke (ca. 300Hm) sichern. Die ganzen Biker, die ich an der Steigung überholt hatte, fuhren auf diesem Abschnitt wieder locker an mir vorbei. Mein Hauptziel für das Rennen bestand darin, die letzte Steigung möglichst ohne Pause und/oder zwischendurch Schieben raufzufahren. Bis auf einmal absteigen (und gleich wieder aufsteigen) wegen eines übersehenen im Weg liegenden Steins bin ich dann auch alles komplett hochgefahren. Hab dabei wieder einige Biker überholt (Schnuppermarathon fahren da halt viele wirklich blutige Amateure) - was die Einradfahrer angeht war dieser Teil aber eine ziemlich einsame Angelegenheit. Dann kam der für mich weniger angenehme Teil: im teilweise recht aufgewühlten Schlamm ging es bei einem Gefälle mit ab und zu sicherlich deutlich mehr als 20 Prozent runter - zu viel für die Fahrkünste, die ich mir zutraute. Also absteigen und Muni runter schieben. Meistens Verständnis von den Helfern am Streckenrand erhalten. Als ich schon ziemlich weit unten war, überholte mich Florian, war ganz begeistert, dass ab dem Scheitelpunkt endlich die Streckenführung nach seinem Geschmack wäre. Aber ich war nicht der einzige, der bergab langsam war - vor mir sah ich beim Abwärtsfahren über Asphalt einen weiteren Einradfahrer. Ich habe noch versucht, zu ihm aufzuschließen, aber jedes Mal, wenn ich nur noch zwei Meter hinter ihm war, übersah ich ein Hindernis, musste absteigen und verlor dadurch wieder den Anschluss. Im Zielbereich gabs nochmals große Anfeuerung (nicht nur von der besten Ehefrau von allen) und ich konnte mir als gerade einziger, der ins Ziel fuhr, der vollen Aufmerksamkeit des Publikums und des Kommentators sicher sein.
Gewonnen hat übrigens ein siebzehnjähriger Einheimischer auf einem ganz normalen 24-er Muni mit über sechs Minuten Vorsprung, zweiter wurde Dresi mit einem 29-er KH (unbeschlumpft) und dritter David (Einradfreak), dem an diesem Wochenende anscheinend nur ein 24-er Einrad mit Vierkantnabe und ohne Bremse zur Verfügung stand (immerhin hatte er einen Stollenreifen aufgezogen). Florian ist eindeutig zwei Plätze vor mir angekommen, wird aber in der Liste ein paar Plätze hinter mir geführt. Falls er mitliest - ich habe diesbezüglich schon eine Mail am Dienstag an die Zeitnehmer geschickt, warte aber noch auf die versprochene Antwort.
Nach dem Zieleinlauf gab’s Stärkung in Form von Bananen, Brot mit Wurst, ISO-Getränken usw. Die meisten Einradfahrer haben sich dort getroffen und erste Eindrücke vom Rennen ausgetauscht. Anschließend duschen und dann bin ich ins Eiscafé gegangen. Kaum hingesetzt, hats wieder ziemlich stark zu regnen angefangen - wir hatten wirklich Riesendusel mit dem Wetter. Gegen später noch den Gutschein für die Pasta eingelöst und dann zur Siegerehrung gegangen. Als wir um ca. 21:00h im strömenden Regen wieder zurück nach Gosau fuhren, kamen uns immer noch Mountainbiker entgegen, die sich morgens um 5:00h (in Worten: FÜNF Uhr) auf den Weg zur 208km Strecke mit der Kleinigkeit von 7.006 Höhenmetern gemacht hatten.
Am nächsten Morgen dann zum Ziel des Downhill gefahren und von dort ein paar Meter zum “Zielhang” hochgewandert. Froh über die Entscheidung, nicht mitzufahren bei den Streckenverhältnissen. Obwohl ohne Bremse und mit einem Einrad unterwegs, das höchstens auf den Zweitnamen “MUni” hörte, war David mit deutlichem Abstand vor dem Zweitplatzierten unterwegs. Keine Ahnung, wie er das macht und seine Erklärung “einfach die Füße auf den Pedalen lassen und es dann laufen lassen” kann ich so auch nur (sehr) bedingt akzeptieren.
Eine weitere große Heldin war für mich die einzige weibliche Teilnehmerin im Feld - vermutlich auch gleichzeitig die jüngste von allen. Das Mädchen war am Sonntag (noch) zehn Jahre alt; am Montag hatte sie ihren elften Geburtstag. Sie hat sich ihren Siegerpokal wirklich verdient!
Fazit: trotz jeweils fünf Stunden An- und Abreise und trotz nicht ganz optimalen Bodenverhältnissen hat es doch so viel Spaß gemacht, dass es vermutlich im nächsten Jahr in ähnlicher Form wiederholt werden wird. Die Defizite im Downhillfahren lassen sich vielleicht soweit beseitigen, dass auch an so einem Wettbewerb an eine Teilnahme zu denken ist und für den Muni-Marathon heißt eins der Ziele ganz klar: weniger bergab schieben und mehr fahren. Und vielleicht überlegt es sich jetzt noch der eine oder andere, ob das nicht auch etwas für ihn wäre und man sieht sich dann im nächsten Jahr.
Andi