Ein wunderbares Thema, das freut mich. Da will ich erstmal etwas über Muskeln sagen, damit wir auch alle vom Gleichen reden:
Wenn ein Muskel arbeitet, dann kontrahiert er, er zieht sich zusammen (Die Aktin und Myosin-Köpfe im Muskelsarkomer ziehen sich dabei zusammen). Was anderes kann der Muskel auch nicht - ein Muskel kann sich nicht aktiv Dehnen (das ist ein passiver Vorgang des Muskels)! Der aktive (kontrahierende) Muskel ist der Agnoist, dessen Gegenspieler ist der Antagonist, typisches Beispiel ist Biceps und Triceps. Wenn der Biceps kontrahiert wird (ja, stellt euch vor den Spiegel!) ist er der Agonist und der Triceps ist der Antagonist, der wird gedehnt. Zum selber ausprobieren, der Agonist ist angespannt (mit dem Finger kurz drauf drücken), der Antagonist ist locker, auch einfach mal drauf drücken.
Wie feststellen, welches der aktive Muskel ist? Mit der Zwei-Finger-Methode: Ein Finger auf den “Anfang” des Muskels, den anderen auf das “Ende” des Muskels legen. Bewegen sich die Zwei Finger aufeinander zu, dann kontrahiert der Muskel. Anfang und Ende sind die Köpfe an denen der Muskel hängt, der Bizeps hat zwei, der Trizeps hat drei, der Quadrizeps hat vier, dazu muss man die Muskeln kennen (gibt aber gute Illustrationen online zu finden). Ich hoffe das ist verständlich
Je nach Disziplin sind u.a. die gleichen Muskeln aktiv, aber unterschiedlich beansprucht. In jedem Fall muss das Einrad ja angetrieben werden, die Beine. Die Muskeln, die für den Vortrieb sorgen werden Kinetoren genannt. Dabei muss man die Beine isoliert betrachten, ich probiers mal, etwa so:
Pedalstellung 9 Uhr - 2 Uhr:
- Quadriceps (vorderer Oberschenkel) (konzentrisch)
- Wade (exzentrisch)
- Gluteus Maximus (im Volksmund auch Po) (exzentrisch)
Pedalstellung 2 - 6 Uhr:
- Quadriceps (exzentrisch)
- Wade (exzentrisch)
- Gluteus Maximus (konzentrisch)
Pedalstellung 6 - 9/10 Uhr:
- Quadriceps (exzentrisch)
- Wade (konzentrisch)
- Gluteus Maximus (konzentrisch)
Das ist jetzt allerdings nur sehr, sehr grob und auch nicht vollständig. Ich glaube, wenn man in Stützradliteratur schaut, sollte da was beschrieben sein. In dem Buch Fahrradphysik und Biomechanik von Michael Gressmann müsste das detailierter beschrieben sein.
Wie oben beschrieben, je nach Disziplin sind die Muskeln dann ganz unterschiedlich stark beansprucht. Die höchste Beanspruchung haben Wade und Oberschenkel sicherlich beim MUni Downhill, genauer beim Bremsen.
Dann kommt je nach Disziplin noch spezifische Muskelbeanspruchungen dazu. Bei den Disziplinen mit den großen Durchmessern im Reifen Rücken- und Bauchmuskulatur, die hier große Stützarbeit leisten, die bei kleinen Raddurchmessern garnicht so nötig ist. Bei Flatland und Street in jedem Fall noch die Sprungkraft aus den Beinen heraus. Beim Freestyle sogar noch Arme, die viel in der Luft arbeiten, wenn man sie einbaut.
Rücken kommt glaub ich bei jedem zu kurz. An der EUC in Köln hat man viele der Flatlander mit Rückenschmerzen gesehen. Bei manchen beugt sich der Körper wie in eine Brücke, wenn sie einen Crankflip springen. Wenn da die Muskulatur nicht stark genug ist, dem nachzukommen, belastet die sich irgendwann über und schmerzt dann.
Mein Rücken ist davon nicht unbetroffen muss ich zugestehen.
P.S. ja es gibt einen Muskel vorne am Schienbein. Der Muskulus tibialis anterior. Mal die Fußspitze zum Knie ziehen, dann mit dem Finger drauf drücken, dann spürt man das (liegt außem am Bein).
gossi