Am Sonntag fand der Black Forest Ultra Bike Marathon in Kirchzarten bei Freiburg statt. Dabei messen sich 5000 MTBler auf fünf Strecken von 42 bis 117km mit entsprechen 900 bis 3150 Hm.
Bereits am Samstag fuhr ich raus zum Event, um eventuell noch eine offizielle Anmeldung zu erhalten, aber es hiess erneut, dass Einräder nicht zugelassen seien. Da die Szene wohl gerade heftig um den Sinn von 29“ Rädern bei MTBs diskutiert (tja, die Kleinen mit den Stützrädern :p), stiess mein 36er auf reges Interesse.
So fuhr ich am Sonntag mit den Öffies nach Todtnauberg, um mich mit meinem geschlumpften 26er unauffällig unter die MTBler zu mischen und die 52,4km Runde (1130Hm uphill und 1800Hm downhill) anzugehen. Ersteres scheiterte gnadenlos. Wieder wurden mir Löcher in den Bauch gefragt, aber alle Fragen und Kommentare von MTBlern, Zuschauern und Leuten des Organisationsteams waren durchweg positiv. Das sollte auch den ganzen Tag so bleiben. Fragen zu meiner fehlenden Startnummer konterte ich mit „oh, die hatte ich am Hinterrad befestigt“ und gut war’s.
Ich startete am Ende des letzten Startbockes. Natürlich blieb das schwarze Schaf dem Sprecher nicht unbemerkt, aber das sorgte nur für Interesse. Nach ein paar hundert Metern, die uphill gingen, wurde es flacher und ich hatte die rote Laterne gebucht. An einem Pass nach 5km hatte ich fast wieder Anschluss, aber dann folgten 8km Downhill. Die Strecke hatte oft Wechsel zwischen Gefällen und Anstiegen bzw. Softdownhills und heftigeren Passagen, die mich zum Schalten zwangen. Dies machte das Fahren anspruchsvoll.
Immer wieder standen Zuschauer und Crewleute an der Strecke und feuerten an. Oft hatten sie auch Glocken dabei. In Todtnau ging es durch die Fussgängerzone, wo Strassenfeststimmung herrschte. Der Sprecher war wiederum zwar verwundert wo der Einradfahrer herkam, aber auch richtig begeistert. Ab dort ging es die nächsten 20km fast nur bergauf und ich war ich dann mit weiteren MTBlern zusammen, die aus anderen (längeren) Tracks auf meinen kamen. Das waren aber alles entspannte Freizeitfahrer und es kam nicht ein einziges Mal zu irgend einer unschönen oder gar brenzligen Situation. Wiederum viele Respektsbekundungen.
Ich bemerkte, dass mein Lenker Spiel hatte und hielt an, um alle Schrauben nachzuziehen. Er wackelte jedoch dannach immer noch ab und an. Ich sollte erst am Abend feststellen, dass es der ganze Sattel war, der nicht mehr richtig fest auf der Sattelstütze sass, was sich zum Glück nicht weiter auswirkte.
Der Hammer war Aftersteg (ja, das Dörflein heisst so). Es geht fast horizontal in den Ort rein und das Dröhnen der Musik und Sprechdurchsagen wird immer lauter. Nach links hoch zeichnet sich die steile Rampe namens „Alpe de Fidlebrugg“ ab. „Es gibt ein Leben vor dem Tod, es gibt ein Leben vor der Alpe de Fidlebrugg“ höre ich den Sprecher. Im Stile der Tor de France stehen auf der Strasse Sprüche wie „Highway to Hell“ und überall sind anfeuernde Spruchbänder. Als ich hinkomme toben die Leute. So bleibt mir gar keine andere Wahl als es wenigstens zu versuchen, obwohl die Rampe gnadenlos ist. Bis zu Mitte komme ich, dann ist Schluss. Da war dann einer, der wohl immer da ist und den ich schon von Videos und Fotos kannte (siehe auch Bild unter obigem Link). Ich glaube es ist der Sprecher. Er hat ein Einrad um den Hals gehängt und tut so als wäre es eine Gitarre. Da mussten wir natürlich ein Duett einlegen
In sengender Sonne und brütender Hitze ging es weiter bergauf. Obwohl ich heftige Anstiege schob, war mir nach nicht einmal 20km eindrücklich klar, dass es nur darum ging die Körner ins Ziel zu verwalten und anzukommen. Es ging durch die Höhen des Südschwarzwaldes und einige downhill Kilometer zwischendurch waren durchaus Muni-würdig. Ich war eigentlich eher überrascht so geschlaucht noch gut runterzukommen. Crashes hatte ich gar keine und die Schoner kamen nicht zum Einsatz. UPDs hatte ich dennoch viele, meist weil ich den ersten Gang nicht rechtzeitig eingelegt bekam.
Gerade als die letzten 10km anbrachen, die fast nur noch bergab gehen, setzten Krämpfe in den Adduktoren ein, was ich noch nie zuvor hatte. Zuerst wollten sie gar nicht mehr verschwinden, aber schliesslich konnte ich sie doch milde stimmen.
In Kirchzarten ging es noch über einen MTB Parkur mit ein paar Soft-BMX-Elementen drin, die gerade noch fahrbar waren und durch eine Stadionkurve ins Ziel. So kam ich nach 5:12 ein paar Minuten vor Zielschlussals Vorletzter an. Ein MTB hatte ich tatsächlich hinter mir gelassen.
Es waren zwar nicht mehr so viele Leute da, aber das Echo war gross, zumal einige mich in Todtnauberg gesehen oder angesprochen hatten und nicht so ganz geglaubt hatten, dass ich die Strecke komplett fahren würde.
Das war also ein richtig begeisterndes Event mit einer tollen Stimmung. Mit dem Einrad war ich absolut kein Störfaktor sondern sicher eine Bereicherung und das war gute Werbung für unseren Sport. Mal sehen ob ich nochmal den Veranstalter kontaktiere, um uns offiziell zugelassen zu bekommen. Das heisst wer ist “uns”? Zu mehreren wäre es sicher noch besser gewesen. Die Steigerungsmöglichkeit für 2013!
PS: Wenn ich mir die MTBler im Ziel so angesehen habe, dann waren die nicht nur hinten eingesaut wie ich, sondern auch vorne. Daher komme ich zum Schluss das Vorderrad verloren zu haben!