Moin freestylers: Wie funktioniert es, dass ich vorwärtsfahre und ohne anzuhalten (oder nur unmerklich, da in der Drehung) mich und das Einrad (auf dem Boden) drehe und rückwärts weiterfahre? Geht das überhaupt auf Asphalt, oder ist die Reibung zu groß?
Dori aus Berlin hatte schonmal versucht, mir das beizubringen, von daher weiss ich noch dass es viel mit dem Schwingen der Arme zu tun hatte. Aber wie? Help needed. Ich kann mich drehen, aber der Radius ist noch sehr groß und es sieht abgehackt aus.
Guckst du hier: http://www.unicycling.de -> Einrad -> Infos -> “Spins - wieso funktionieren die eigentlich?”
Und ja, Backspins funktionieren auch auf Asphalt, verbrauchen da aber ziemlich viel Gummi vom Reifen. Zum Vorführen kann man das mal auf der Straße machen. Dort trainieren würde ich es nicht, weil du sonst im Wochenrythmus einen neuen Reifen aufziehen mußt.
Und je mehr Luft du im Reifen hast, umso einfacher. Mit typischen Trial-Niederdruck-Schluffen sind Backspins eine Qual.
Zuerst mal musst du herausfinden, in welche Richtung du dich drehst, dazu machst du ein paar Drehungen, wie gleich beschrieben. Am ende entscheidest du, was dir lieber gefällt, das dürfte deine Seite sein. Außerdem musst du wissen, welches Pedal in der Drehung vorne ist. Meistens ist das gleich mit der Pedalstellung im Springen. Beim Springen ist bei mir das linke Pedal vorne, dementsprechend beginnt auch meine Drehung mit links.
Ich mach das mal als Beispiel für eine Drehung nach rechts, mit linkem Pedal vorne. Du fährst eine großzügige Rechtskurve, der linke arm hängt leicht hinterm Körper (bzw. schwingt kurz vor der Drehung nach hinten, aber nicht viel ~5cm sind hierfür genug). Wenn die linke Pedale in der Waagrechten vorne ist (Sprungposition), kommt hier gleichzeitig Druck auf die Pedale und auch die linke Hand zieht zur rechten Schulter. Das sollte die Drehung einleiten. Um sie wieder aufzulösen die Hand von der Schulter zurück zur Hüfte bringen.
Du musst die Beschreibung auf deine Schokoladenseite anpassen (sowohl Pedal als auch Drehrichtung).
Es ist keine zusätzliche Bewegung in der Hüfte notwendig. Das mag man gerne machen, führt aber zu einem falschen Ergebnis.
Wenn du das auf Hallenboden machst, bekommst du auch ganz schnell mehr als nur eine halbe Umdrehung hin.
P.S. Vollen Druck auf den Reifen geben, also ordentlich nochmal davor aufpumpen.
Einspruch! Dieses Schwingen mit den Armen kann die Drehung durchaus verstärken, sie wirklich ein- und ausleiten kann es sicher nicht. Das läuft über den Drehimpuls wie in dem von mir verlinkten Artikel beschrieben.
gossi wird jetzt sicher gleich vehement widersprechen. Daher hier ein paar “Beweise”:
ein Backspin geht auch völlig ohne den Einsatz der Arme. Also Arme waagrecht ausgestreckt (Standard-Skill-Wunsch-Haltung), oder auch mit den Händen in den Hosentaschen oder vor dem Körper verschränkten Armen. Wenn die Arme die Drehung einleiten würden, dürfte das nicht möglich sein.
falls die Drehung wirklich aus der Verlagerung des Schwerpunkts (nichts anderes ist dieses Armgefuchtel) kommen würde, müßte sie auch aus dem Stillstand heraus gehen. Probierts mal aus. Ich glaube nicht, daß das klappt.
Jou klar, das geht ohne Arme, ist aber komplizierter in der ersten Lernphase, da das Bewegungsgefühl noch nicht vorhanden ist. Deswegen ist die Anweisung mit Armen einfacher.
Am Schwerpunkt drehen die übrigens nicht. Der dürfte so grob im Arsch und in der Drehachse (=Körperlängsachse) sitzen (Meine Vermutung). Die Arme drehen am Massenträgheitsmoment/Drehmoment/Drehimpuls/… und der Winkelbeschleunigung.
Wenn man die Arme symetrisch ausfährt bzw. einzieht, ändert sich der Schwerpunkt tatsächlich nicht, sondern nur der Hebel. Das was du oben aber beschrieben hast (“die linke Hand zieht zur rechten Schulter”) wirkt sich sehr wohl auf den Schwerpunkt aus.
Nein. All diese Dinge bleiben konstant, egal wieviel du mit den Armen ruderst. Das einzige was du änderst ist die Drehgeschwindigkeit durch Veränderung des Hebels.
Wenn es so wäre, hättest du gerade das Perpetuum Mobile erfunden. Es ändert sich lediglich die Winkelgeschwindigkeit.
Das passiert in den meisten fällen implizit. Die Anweisungen basieren soweit auf biomechanischer Grundlage, aber eine direkte Anweisung in biomechanischer Form zu geben, ist höchst dekonstruktiv. Im Gegenteil nur die Anweisung geben, die in der aktuellen Lage notwendig ist. Naja, geb mal einem Kind die Anweisung und schaue, was passiert
Err nein, ich beschleunige den Arm (ausgelöst durch einen Drehimpuls - wenn ich damit nun nicht falsch liege), erhöhe das Drehmoment und verringere das Massenträgheitsmoment und sorge so für eine (schnellere) Rotation um die KLA, nachdem die Hand an der Schulter angekommen ist und dort gebremst wurde (= Impulsübertragung).
ja, die Geschwindigkeit - hab ich jetzt verdreht, mein Fehler.
Beim Reinziehen beschleunige ich den Arm durch Muskelkraft. Der Drehimpuls (falls ich mich bereits in einer Drehung befinde) beschleunigt tangential nach außen. Da muß ich mit Muskelkraft dagegen arbeiten.
Drehmoment = Kraft mal Hebellänge. Da ich durch Rudern mit den Armen keine Energie zuführe, bleibt das Drehmoment konstant. Beim Arme anziehen erhöht sich die Kraft, dafür verringert sich der Hebel. Beim Arme ausfahren umgekehrt.
Was bedeutet das? Das Trägheitsmoment ist ein Tensor, also nicht einfach eine Zahl. Falls du das Trägheitsmoment bezüglich der vertikalen Achse (um die man sich bei einem Backspin ja dreht) meinst, das verringert sich tatsächlich wenn ich die Arme anziehe, wodurch die Rotation schneller wird.
Ja. Wie ich bereits sagte, kann diese Armbewegung die Rotation unterstützen bzw. verstärken, aber nicht einleiten. Das funktioniert alles nur, wenn bereits eine initiale Rotation vorhanden ist.
Deshalb halte ich es auch für wenig zielführend, einem Übenden (muß ja nicht unbedingt ein Kind sein), die Anweisung zu geben “nimm die Hand zur Schulter”. Wenn er nur das tut, wird es gerade weiterfahren. Viel wichtiger ist, ihm zu erklären, wie er die Rotation einleitet. Anschließend kann man ihm zeigen, wie er eine bereits vorhandene Rotation beschleunigt. Und da kommt dann wieder die Armbewegung ins Spiel.
Also erstmal zu den Drehachsen, da geht im Einradfahren deutlich was schief. Es ‘gibt nämlich keine’ vertikale und horizontale Drehachse. Die Drehachsen sind relativ zum Körper zu sehen. Im unseren Fall ist der Körper also Mensch + Einrad. Daraus ergeben sich dann 3 Drehachsen: Körperlängsachse (KLA), Körperbreitenachse (KBA) und Körpertiefenachse (KTA). Im Falle von Spins/Pirouetten sind es Drehungen um die KLA, wird aber fälschlicherweise gerne vertikale Achse genannt. Ist soweit nichts falsch dran, solange der Körper orthogonal zur Untergrundebene positioniert ist. Deutlich wird es, wenn sich der Mensch mit Einrad auf den Boden legt und über den Boden rollt. Macht zwar keiner, macht aber deutlich wie absurd die Achsenbezeichnung vertikal ist. Die Drehachse für den Menschen bleibt dabei gleich, befindet sich aber nun in der horizontalen. Vor allem in Verbindung mit Gliding sind Drehungen um die KLA meistens sogar in Schräglage. Nur ein Punkt der mich des öfteren stört.
Massenträgheitsmoment = Summe der Masse von Körperteile im quadrierten Abstand zur Drehachse. Bedeutet also hab ich die Hand während der Drehung außen ist mein Massenträgheitsmoment größer, als wenn ich die Hand Körpernah/Achsennah habe, dann ist es geringer (Massenträgheitsmoment ist also beim gehockten Salto geringer als beim gestreckten und daher dreht es sich auch schneller).
Drehmoment = Massenträgheitsmoment * Beschleunigung. Da ich meine Hand beschleunige wird das also größer. Wird aber auch wieder geringer, da die Hand sich ja zur Drehachse annähert (Verkleinerung des Massenträgheitsmoments). Außerdem Erhöhung der Winkelgeschwindigkeit.
Drehimpuls = Massenträgheitsmoment * Winkelgeschwindigkeit. Durch die Beschleunigung der Hand erhöht sich mein Drehimpuls den ich an meinen Körper übergebe (Impulserhaltung) sobald die Hand an der Schulter angekommen ist.
Habe gerade den Beweis erbracht. Mich hingestellt. Arm ausgefahren, zur Schulter gezogen, gedreht (ich habe 2 Runden geschafft bevor es mich aus der Achse geholt hat). Zu Fuß auf dem Boden, auf Fußspitze und auch auf der Ferse. Einrad gerade nicht zur Verfügung, funktioniert aber dort auch.
Aus der Fahrt kommt ja noch das Spiel mit den Pedalen hinzu, hab ich ja oben erklärt. Anforderung an die Kopplungsfähigkeit des Fahrers. Durchaus hast du recht, dass man die Arme erstmal weglässt. Kommt auf den Fahrer an. Als Trainer obliegt es der Situationsentscheidung. Als Trainer kann man die Drehung für den Fahrer übernehmen.
Da ich die Möglichkeit hier nicht habe, Möglichkeiten aufzählen, Fahrer soll sich bedienen.
danke für die mühe ihr beiden, ich glaube gossis ausführungen mit den armen helfen mir in der tat im moment am ehesten weiter, auch wenn die erklärung mit dem ganzen physikkrams wirklich sehr schön gemacht ist! das mit dem großen kreis war mir neu, sieht man ja echt nicht. wird gleich morgen ausprobier!